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Klettertour
2 Personen
Hauptziel erreicht
Im Netz findet man wenig Infos über die Route, daher hier ein kleiner Beitrag.

Zustieg:
Parken am besten am Wanderparkplatz. Zu diesem führt eine schmale, asphaltierte Straße im Wald, die von der Lechtalstraße zwischen Stockach und Bach abzweigt. Ein kleines Schild weist den Weg zum Berggasthaus Hermine. Vom Parkplatz aus mit Fahrrädern in Richtung Madau. Die Straße verläuft relativ flach, so dass sich ein Fahrrad lohnt. Kurz nachdem man die zweite Brücke überquert hat, zweigt ein Weg nach rechts ins Alperschontal ab. Dieser ist nun viel steiler und nach kurzer Zeit auch nicht mehr geteert. Diesem durch mehrere Kehren bis zur hinteren Alperschonalpe (Fahrraddepot). Von dort nun nicht wie manchmal beschrieben auf die andere Talseite zur Alpe, sondern auf der orographisch rechten Seite des Tales bleiben. Dort wurde ein neuer Weg Richtung Ansbacher Hütte angelegt. Diesem folgen, bis sich auf der linken Seite ein Wiesenhang öffnet. Dort die rechte, engere Rinne wählen (kurze Kletterstelle III?). Der Rinne weiter folgen und an ihrem Ende nach links verlassen. Dort gelangt man auf einen Grasrücken, dem man nun stur weiter folgt bis auf einer Höhe von ca. 2160m auf der linken Seite der Hinkelstein sichtbar wird. Wir benötigten ca. 3,5h vom Parkplatz aus. Am Hinkelstein sind zwei kleine Podeste errichtet, auf denen bequem zwei Personen Platz finden (mit vier wirds eher kuschelig). Dort gibt es (zur Zeit!) einen Gaskocher, Gaskartuschen, ein(!) Feuerzeug (Danke an die Spender, die am Abend vorher vom Weg der bunten Steine abgestiegen sind), einen Topf, zwei Becher, einen 10 Liter Wassersack und massig Toilettenpapier. Der Hinkelstein ist zwar ganz leicht überhängend, Schutz vor Regen bietet er aber keinen. Ein paar im Fels angebrachte Bohrhaken lassen jedoch eine Plane über die Liegefläche spannen. Plane und Schnüre liegen ebenfalls in den Tonnen bereit. Wenn man sicher gehen will ein warmes Abendessen zu genießen, nimmt man besser eine Kartusche und ein Feuerzeug mit. In der direkten Nähe (40-50m) gibt es einen Bachlauf, der auch jetzt, Ende August, noch mehr als genug Wasser führte.
Der Weg zum Einstieg ist offensichtlich, es geht weglos durch zwei Bachrinnen, auf den roten Pfeiler im linken Teil des Vorbaus zu (siehe Bilder). Dort durch mergeliges Gestein einer Rinne folgen. Der erste Stand befindet sich ein wenig versteckt und exponiert rechts der Rinne über einer Stufe.

Tour:
Die ersten Seillängen sind noch sehr gutmütig bewertet. Die beiden querenden Seillängen können gut am laufenden Seil gegangen werden. Der Stand der folgenden SL befindet sich am Ende des Kamins. Hier nicht der Versuchung nachgeben nach links auf Wandkletterei zu wechseln. Die nächste SL stellt die nominelle Crux der Tour dar und ist mit 7+ sicherlich nicht zu schwer bewertet aber gut gesichert. In deren unterem Teil geht es erst geradeaus nach oben. Nach ein paar Metern quert man in feingriffigem Gelände nach links raus in Richtung Überhang. Hier sollte schon Acht auf lange (60cm+) Expressen gelegt werden. Nachdem die Kante nach links überklettert ist folgt im oberen Teil kurz vor dem nächsten Stand nochmals eine schwer zu lesende Stelle an sehr schmerzhaften pickeligen Löchern. Die folgenden SL beinhalten keine solche ausgeprägte Crux mehr, bestehen doch fast ausschließlich aus ultra-scharfen, pickeligen Griffen. Was gut für die Stehqualität ist (wenn man mit den Schuhen rutscht, hat man irgendwas falsch gemacht), ist die Hölle für die Finger. Leute mit weicher Haut oder Heulsusen, so wie ich, sollten sich unbedingt Tape mitnehmen! Die Bewertung der Seillängen empfanden wir mit zunehmender Höhe eher härter. Eine 7- mit einer ausgeprägten Querung beinhaltet nochmals eine schwerere Stelle über einen flachen Wulst hinweg, die auch gut als 7 durchgehen könnte. Auch hier droht wieder Seilzug. Eine folgende Fünfer-SL fordert dann auch nochmals die Ausdauer und will nicht so recht zur Entspannung beitragen. Die letzte SL (6+) hält einen kleinen Boulderzug über ein recht brüchig aussehendes Dächlein hinweg bereit, das sich aber ganz gut auflöst und auch zu halten schien.
Insgesamt stecken in der Route nicht zu viele Haken, die Stellen müssen obligat geklettert werden (7+?). An Expressen hatten wir 11 Stück dabei, die wir nie alle verbauen konnten, 8 oder 9 hätten es auch getan. Ab und zu können Friends gelegt werden. Wir hatten BD C4 bis Größe 2 (der gelbe) dabei. Einmal ging auch ein C3 Gr.0, aber notwendigerweise mitschleppen muss man ihn nicht. Keile hatten wir dabei, aber nie sinnvoll verwenden können.
Zwei Jungs waren vor uns eingestiegen, hatten aber wohl in der zweiten 7er Länge einen bösen Sturz und sind infolgedessen dann wieder abgeseilt, bzw. den Quergang zurückgeklettert. Ist mit ein wenig Aufwand also noch zu machen, während die oberen Seillängen abzuseilen sicher keinen Spaß mehr macht. Und trotz der Steilheit bietet der Fels hier genügend "Rauhigkeit", um hier den einen oder anderen Verhänger zu produzieren.

Abstieg:
Hier wählten wir die Variante durchs Kar, bzw. den Kessel zwischen Roter Platte und Rotspitze. Dazu steigt man zuerst am Grat entlang Richtung Gipfel auf. Eine erste steile Kaminrinne lässt man rechts liegen und steigt weiter, bis (~2780m) sich ein sanfterer Geröllhang nach rechts öffnet. Diesem folgt man nun immer bis er in ein (oben trockenes) Bachbett mündet (weiter unten führte es noch immer Wasser). In diesem kann man relativ bequem absteigen, bis man zu einer Steilstufe gelangt. Dort wendet man sich nach links und durchquert eine bisschen schottrige, breitere Rinne. Dabei überwindet man 2-3 ein Meter hohe Felskanten, bleibt aber auf gleicher Höhe. Auf einer letzten Kante weist ein kleiner Steinmann auf die erste Abseilstelle hin (2 BH verbunden durch Reepschnur, Abseilkarabiner). Orographisch links haltend wird hier abgeseilt, bis man auf ein schottriges Band gelangt. Mit einem 60m Doppelseil würde man direkt zur nächsten Abseilstelle gelangen. Hier wieder 2 Bohrhaken, verbunden durch ein altes Seil. Ein Abseilkarabiner ist vorhanden. An diesem abseilend erreicht man nach ca. 25m wieder ein Schotterband, dem man linkshaltend folgt, wieder eine Bachrinne überquert und danach auf ein Fixseil trifft, mit dessen Hilfe man über die nächsten kleineren Stufen absteigt. Von dort sind wir weiter nach links rausgequert und dem Geröllhang, bzw. den Bachläufen zum Hinkelstein gefolgt.
Eingestiegen waren wir um ungefähr 9:30, am Ausstieg um 16:40. Für den Abstieg zum Hinkelstein benötigten wir ziemlich genau 2h. Dabei beeilten wir uns nicht übermäßig und hielten oft an, um die Gegebenheiten mit dem beschriebenen Abstieg in Einklang zu bringen. Vom Hinkelstein aus braucht man bis zum Wanderweg zurück wieder etwa 1h.
Im Gesamten eine super schöne Tour in toller alpiner Umgebung. Der Fels ist beeindruckend kompakt im Vergleich zu dem mergelhaltigen Schutt ringsherum. Die Schlüsselstellen sind recht gut abgesichert, abseits davon können Stürze schmerzhaft werden. Die Wegfindung ist nicht immer ganz leicht, da die Hakenlaschen in ihrer Farbe dem Gestein sehr ähneln und die Abstände teilweise die 5m gut überschreiten. Für noch mehr Genuss hätte die Seillängen vielleicht noch etwas in ihrer Länge reduziert werden können, dann würde man sich einiges an Seilzug ersparen.
Morgen noch schön. Danach wirds wohl bald anfangen zu regnen.
Bei der Abfahrt mit den Rädern kam uns ein aufgelöster Mann entgegen, der eine junge Frau und einen jungen Mann suchte, die den Normalweg auf die Freispitze nehmen wollten und ihre Mountainbikes an der Alperschonalpe deponiert hatten und nicht zurückgekehrt waren. Wir hatten, außer der anderen Seilschaft, niemanden in dem Gebiet gesehen, nur Jubelschreie von der Freispitze gehört, etwa um 17 Uhr, somit waren wir leider keine Hilfe. Mit den Fahrrädern unten am Parkplatz angekommen schoss ein Jeep der Bergrettung die Straße hoch. Wir hoffen, dass die Sache noch glimpflich ausgegangen ist.
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Letzte Änderung: 31.08.2015, 18:51Aufrufe: 8708 mal angezeigt

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Kartenmaterial

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["DAV 3\/3 Lechtaler Alpen Parseierspitze"]

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