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Verhältnisse vom 04.08.2016

Petites Jorasses (3650m): Anouk (6c)

KlettertourAusgezeichneter Eintrag
2 Personen
Hauptziel erreicht
Der Gletscher auf dem Zustieg ist aktuell noch gut eingeschneit. Einige Spalten beginnen sich zu öffnen, aber man kommt noch ohne Probleme durch. Ebenso ist kein nennenswerter Bergschrund vorhanden und die Randkluft für den Wechsel Schnee/Fels ist harmlos. Das alles sieht nicht so aus, als ob es sich bald ändern würde.

In der Route soweit alles bestens, allerdings: in L6 gab es einen Felssturz, eine Schuppe von ca. 10x15m hat sich dort verabschiedet. Diese brauchte man zum Klettern und Sichern, deshalb wartet dort jetzt vor dem ersten BH auf 10-12m Höhe über dem Stand eine plattige Stelle im Bereich 6b, es gibt vom Stand bis zum BH keine Sicherungsmöglichkeit. Alternativ kann man vom Stand einige Meter nach rechts klettern und Rissen folgen (sowieso die eher logischere Linie). Das ist gut abzusichern, ca. 6a und 20m weiter oben kommt man problemlos zurück auf die Route. Das Ende von L10 (6b) war zudem etwas feucht, die steile L11 (6b/+) in den Rissen noch nass, aber die Griffe sind da und mit sowas muss man im alpinen Gelände einfach klarkommen.

Leider steckt in der ganzen Route nur verzinktes Hakenmaterial, das langsam doch reichlich Rost ansetzt. Insbesondere auch die Stände sind nicht wirklich taufrisch. Aktuell geht's noch ohne grössere Sorgen, aber besser wird's in Zukunft sicher auch nicht - es sei denn, jemand stemmt die Herkulesaufgabe einer Sanierung.

Das Meteo war den ganzen Tag über bestens und stabil, ohne Wind und bei angenehmen Temperaturen. So war es nie unangenehm kalt, ab ca. Mittag klettert man in der Sonne (je weiter oben desto früher), da war dann sogar das T-Shirt ausreichend.

Beim abendlichen Abstieg war der Schnee natürlich weich und entsprechend seifig (das wird an guten Tagen für diese Route immer der Fall sein). Daher entsprechend Vorsicht walten lassen, der Gletscherhang ist doch rund 40 Grad steil und ein Rutscher würde einen in der gähnenden Leere der offenen Spalten in der Falllinie verschwinden lassen.
Für den Zustieg von der Hütte gibt's eine "neue" Option ohne Abstieg auf den Leschaux-Gletscher (siehe Routenbeschreibung). Man steigt von der Hütte etwas auf und quert dann die Moränenhänge auf rund 2650m. Haben wir im Zu- und Abstieg so gemacht, soll schneller und angenehmer wie der Abstieg auf den Gletscher sein. Es gibt allerdings keine Wegspuren und braucht speziell morgens im Dunkeln etwas Orientierungssinn. Der Zustieg über den finalen Gletscherbereich, der Bergschrund und der Übergang vom Eis in den Fels wird wohl in nächster Zeit gut bleiben.
Super Route, mit 21 langen SL und 875m Kletterstrecke bei anhaltenden Schwierigkeiten im 6ab-Bereich eigentlich fast ein Bigwall. Wo nötig gut mit BH eingerichtet, dennoch sind vielfach mobile Sicherungen zu platzieren (sehr gut möglich). Die Anouk ist kein wilder Chamonix-Ritt an einschüchternden, selbst abzusichernden Rissen, sondern plaisirige, alpine Sportkletterei in einer NW-Wand auf über 3500m im Hochgebirge - genau das, was wir wollten. Achtung, der Zustieg und die Umgebung stellen trotzdem alpinistische Anforderungen!!!

Unser Zeitplan als Planungshilfe:
Abmarsch Hütte 4:30
Beginn Kletterei 7:00
Ende von L10: 11:30
Gipfel: 15:50
Start Abseilen: 16:05
Ende (21x) Abseilen: 17:45
Hütte: 20:00

Super Bewirtung auf der Hütte, das muss hier einfach erwähnt sein. Wir erhielten nach unserer Rückkehr eine hausgemachte Lasagne und Getränke in der Abendsonne auf der Terrasse vor der Hütte serviert, einfach (und auch sonst alles) perfekt.
Verhältnis Bilder
Letzte Änderung: 05.08.2016, 13:16Aufrufe: 2852 mal angezeigt

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