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Verhältnisse vom 13.01.2017

Chimborazo (6310m): Castillo

HochtourAusgezeichneter Eintrag
3 Personen
Hauptziel nicht erreicht, umgekehrt auf 6000m
schlecht
Oben: Bruchharsch
Unten: Bruchharsch
Noch nie bin ich derart früh für einen Berg aufgestanden: 21.30 Frühstück im Refugio Carrell, 22.20 h Abmarsch. Die Wetterkapriolen in den ecuadorianischen Anden waren uns zum Zeitpunkt des Aufstiegs am Chimborazo längst nicht mehr nur in der Theorie bekannt. Um so hoffnungsfroher wurden wir, als wir in eine windstille und nur gering bewölkte Nacht aufbrachen. Unser Bergführer Fausto hatte allerdings zuvor schon erklärt, dass der letzte Besteigungsversuch vor wenigen Tagen bei etwa 5700 m wegen zuviel Schnee abgebrochen wurde und inzwischen erneut Neuschnee hinzugekommen sei. Tatsächlich nahm die Schneehöhe mit steigender Höhe immer mehr zu, bis wir zum Schluß hin überwiegend knie- bis oberschenkeltief spuren mussten. Das Gros der Spurarbeit übernahm zwar unser Fausto, jedoch trug die Spur weder beim Seilzweiten, noch beim Seildritten. Zum Glück wurden wir hin und wieder durch eine mit uns aufsteigende Zweierseilschaft beim Spuren etwas entlastet. Vergleichbare Mühen hatte ich zuvor bislang nur an meinen drei höchsten Pik Lenin, Aconcagua und Ojos del Salado mitgemacht.

Nach gewissen Vorahnungen schauten wir uns auf 6000 Metern - besser spät, als nie - die Schneedecke näher an: die unterste Schicht auf dem Gletschereis bestand aus komplett aufgebautem Schwimmschnee. Wir brachen nach dieser Erkenntnis die Tour sofort ab. Es bedurfte auch keiner größeren Überredungskünste, die uns noch folgenden 12 bis 15 Personen ebenfalls zu einer Umkehr zu überzeugen.

Die Tour wurde von uns in der Nacht vom 07. auf 08.01.2017 unternommen.
Abhängig davon, ob und welche Mengen an Neuschnee noch folgen. An unserem letzten Tag in Quito, am 12.01.2017, hat es fast den ganzen Tag kräftig geregnet.
Der Berg ist für Ausländer offiziell nur noch in Begleitung eines einheimischen, lizenzierten Bergführers zur Besteigung erlaubt. Diese Regelung gilt für alle hohen Eisberge des Landes. Ob diese auch umgangen werden kann, kann ich nicht beurteilen. Wer die Berge mit wenig Zeitaufwand besteigen will, sollte sich auf jeden Fall einem Bergführer anvertrauen, da bei allen Gipfeln der komplette Aufstieg nachts vollzogen, und somit ein vorab gutes Routenstudium, bzw. Vorerkundung nötig wird. Diese Taktik hat zwei Gründe: der erste ist auch der bei uns gültige, um der Erwärmung der Schneedecke und besonders der Spaltenbrücken zuvorzukommen. Am Äquator hat die Sonne auch in großen Höhen eine mächtige Kraft. Der zweite Grund besteht darin, dass die Gipfel sehr schnell zuwolken, manchmal bereits kurz nach Sonnenaufgang, d.h. beim Erreichen des Gipfels mit der Dämmerung kann man die Chancen auf eine gute Sicht immens verbessern.

Derzeit ist die Whymperhütte nur für Tagesgäste geöffnet. Der Nachteil von einer Stunde Mehraufstieg wird durch den Vorteil aufgewogen, etwas erholsamer schlafen zu können. Wer meint, wegen dieser Differenz den Gipfel nicht zu schaffen, ist für diesen Berg ohnehin nicht genügend vorbereitet.

Der Aufstieg ist sowohl windausgesetzt, als auch praktisch permanent steil: stets über, oft sogar deutlich über 30 Grad und somit nach größeren Niederschlagsmengen immer wieder mal bezüglich der Lawinensituation für böse Überraschungen gut.

Grundsätzlich tendiert das Wetter in den ecuadorianischen Anden zur Unberechenbarkeit, um nicht zu sagen, zum Schlechten. Auf Wettervorhersagen kann man sich nur bedingt verlassen.

Wer das Glück hat, den Gipfel des Chimborazo zu erreichen, kann sich mit einem außergewöhnlichen Juwel schmücken. Unser Planet Erde ist eigentlich keine Kugel, sondern eine rotierende Ellipse. Der Gipfel des äquuatornahen Chimborazo ist der vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernte geographische Punkt. Diesbezüglich übertrifft der Chimborazo den Mount Everest gar um glatte 2000 Meter!
Verhältnis Bilder
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Routeninformationen

Chimborazo (6310m)

Castillo
Von der Wymperhütte 5000müm über Geröll zum Einstieg Castillo. Hier ist die Route nicht ganz leicht zu finden. (evt. am Vortag kurz besichtigen). Der Anstieg erfolgt über gefrorenen Schotter und Firnfelder bis zum Grat. Nun folgt man dem Grat, der später in eine Firnflanke übergeht bis zum Gipfel Ventimilla 6270müm und zum Wympergipfel 6310müm. (Hauptgipfel)
Letzte Änderung: 13.01.2017, 19:18Aufrufe: 4543 mal angezeigt

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