Das von Südwest nach Nordost verlaufende Calandamassiv bildet mit einer Ausdehnung von etwa 20 Kilometern die östlichste Kette der Glarner Alpen. Es weist mit dem Felsberger und dem Haldensteiner Calanda nur zwei namhafte Gipfelpunkte auf und ist durch die Talfurche Taminatal - Kunkels deutlich von den umliegenden Gipfeln abgetrennt.
Der Haldensteiner Calanda bildet den markantesten Punkt im Nordteil des Massivs und weist mit 2805 Metern die höchste Höhe überhaupt auf. Am leicht erreichbaren Gipfel findet sich ein massives Holzkreuz.
Aufbau:
Der massige Gipfel weist drei Grate auf. Der leicht begehbare, mehrheitlich aus Schutt bestehende Südgrat fusst am Übergang Punkt 2411 direkt nördlich des Tüfels Chilchli, eines zerbröselnden Zacken aus Öhrlikalk.
Der Nordwestgrat senkt sich über Punkt 2758 hinunter in die Lattläuiplanggen. Der Nordostgrat zieht über mehrere Scharten und Erhebungen (Napoleon, Rossfallenspitz, Berger Calanda) hinweg zur Hochfläche Salaz. Ein markanter Sekundärgrat sinkt zudem vom Napoleon ostwärts ab zur Vazer Alp.
Die Nordwestflanke zum Taminatal hin ist steil, von Wänden durchsetzt und von Tobeln zerrissen.
Die Ostflanke zum Rheintal hin ist bis auf 2000 Meter Höhe bewaldet, darüber finden sich ausgedehnte Alpen. Die Flanke weist zum Gipfel hin einige Felsstufen auf.
Die über die Haldensteiner Schaftäli hochziehende Südwestflanke schliesslich besteht mehrheitlich aus Gras und Schutt.
Gestein:
Der Gipfel ist aus Malm- und Kreidekalken gebaut.
Normalweg:
Von der Vazer Alp über die Calandahütte des SAC und den Südgrat.
Erste dokumentierte Besteigung:
Einige Tage vor dem 26.6.1559 - Johannes Fabrizius Montanus (Johannes Schmid, Pfarrer an der Martinskirche in Chur), Belinus (Zacharias Beeli, Arzt), Pontisella (Johannes Pontisella, Leiter der Elementarschule), sowie einige andere, zur Aufnahme eines Pflanzenverzeichnisses.
Sie ist in den Briefen von Fabricius Montanus Joh. an Conrad Gessner, einem berühmten Zürcher Gelehrten, festgehalten und damit eine der frühesten dokumentierten Gipfelbesteigungen im gesamten Alpenraum.
Panorama:
Im Norden liegt das Rheintal offen vor einem, gefolgt vom Rätikon. Von Nordost bis Ost geht die Fernsicht bis in die Arlbergregion und die Stubaier Alpen. Die Silvretta und die Albulaalpen folgen von Ost bis Südost, anschliessend bis Süden die Berninaalpen und die Plattagruppe. Bis West dominieren dann die Adulaalpen, dahinter einige Viertausender der Walliser und Berner Alpen. Es folgen bis Nordwest die Glarner Alpen mit Tödi, Ringelspitz und Pizol, den Abschluss bilden gegen Norden hin die Appenzeller Alpen.
Namensgebung:
Die Bezeichnung Calanda ist seit frühester Zeit beurkundet, wurde aber bis etwa 1850 der regionalen Aussprache angepasst mehrheitlich Galanda geschrieben. Vereinzelt wurden bis dahin aber auch die Formen Galanden, Calanda, Galand oder Kalanda verwendet.
Im Taminatal war der Gipfel unter der Bezeichnung Vorderer Galanda bekannt. In älterer Literatur finden sich zudem die Namen Haldensteiner Horn sowie Weibersattel.
Die Dufourkarte von 1859 führte das Massiv als Calanda, den Gipfel als Weibersattel mit einer Höhe von 2808 m. Der Name Haldensteiner Calanda wird erstmals in der Siegfriedkarte von 1889 beigestellt. Erst in der LKS von 1961 wird die Bezeichnung Weibersattel fallengelassen, zugleich wird die Höhe neu mit 2805 m angegeben.
Die erste Ausgabe des SAC-Clubführers durch die Bündner Alpen von 1916 führt den Gipfel unter dem Namen Haldensteiner Calanda mit einer Höhe von 2808 m. Mit der 3. Ausgabe von 1958 wird die Höhe auf 2805,7 m angepasst.
Der Name Calanda wird vom lateinischen 'calare' (herablassen) hergeleitet und bezog sich ursprünglich wohl auf eine Haldensteiner oder Felsberger Alp.
Eigenständigkeit des Gipfels - Prominenz: 1449 m
Bezugsscharte: Kunkelspass (1357 m)
Prominence master: Vorderes Panärahorn (3056 m)
Damit zählt der Gipfel zu den Top 50 der Alpen.
Definition: Meter über dem tiefsten Punkt zur nächsthöheren Erhebung.
Eigenständigkeit des Gipfels - Dominanz: 6.5 km
Dominance master: Vorderes Panärahorn (3056 m)
Definition: Abstand zum nächstgelegenen, gleich hohen Punkt am Fuss oder Hang eines höheren Berges.
Kritische Bemerkungen zum Thema Markierungen:
Die Route durch die Haldensteiner Schaftäli wurde zu Beginn dieses Jahrtausends schonend und landschaftsverträglich instand gesetzt und wo für die Orientierung notwendig auch mit Wegzeichen versehen.
Im Zeitraum 2012/2015 wurde im Zuge des aktuell wieder grassierenden Markierungswahns die Route mit blauweissen Wegzeichen überzogen. Hunderte von mehrheitlich unnötigen und teilweise mit wenig Sachverstand angebrachten Markierungen verschandeln seither den landschaftlich grossartigen Anstieg.
Detaillierte Routenbeschreibung:
In Vättis überquert man die Tamina und den Görbsbach zu den Weiden im Löser.
Leicht südlich davon steigt ein etwas in einer Seitenstrasse versteckter Pfad (Wegweiser, Hinweisschild beim Einstieg) im unteren Teil durch Mischwald, dann im Nadelwald entlang der Fallrüfi in steil abfallendem Gelände empor auf den Gonscherolaboden (1460 m). Dieser ehemals herrliche Waldboden wurde leider um das Jahr 2010 komplett gerodet.
Schwierigkeit: T3, stellenweise steile und abschüssige Pfadspur.
Zeitbedarf: 1 - 1½ Stunden.
Vom Gonscherolaboden führt der Pfad erst noch im Nadelwald, der aber bald in Legföhrenbestände übergeht, ostwärts über Schutt und Schrofen empor zum Punkt 1749. Hier verflacht der Pfad und quert über eine aus den Legföhren gehauene Schneise hinüber ins oberste Eck des Gonscherolatobels.
Schwierigkeit: T3, Pfadspur.
Zeitbedarf: 45 Minuten.
Man quert den Bachverlauf und steigt direkt jenseits durch Legföhrenbestände über Schrofen und Gras empor ins untere Haldensteiner Schaftäli.
Schwierigkeit: T3, Pfadspur.
Zeitbedarf: 30 Minuten.
Pfadspuren folgend durchsteigt man die Weiden des unteren Haldensteiner Schaftäli und gelangt zur Wandstufe, die dieses vom mittleren Haldensteiner Schaftäli abtrennt.
Die Stufe weist in Aufstiegsrichtung gesehen rechts eine steile Schutthalde, links grasdurchsetzte Schrofen auf. Der Aufstieg vollzieht sich hin- und herquerend durch die Schrofenzone.
Schwierigkeit: T4, Pfadspur, Schrofen.
Zeitbedarf: 30 Minuten.
Seit Errichtung eines neuen Pfades Mitte der 2010erJahre bestehen vom mittleren Haldensteiner Schaftäli aus Richtung Haldensteiner Calanda zwei Aufstiegsmöglichkeiten.
Auf dem neu errichteten Pfad:
Dieser steigt unterhalb der Wandstufe zum oberen Haldensteiner Schaftäli stellenweise etwas mühsam Richtung Haldensteiner Calanda an, bis die Stufe auf eine Höhe von 2450 m im Geröll ausläuft. Der Pfad quert nun oberhalb im Geröll ostwärts zum Südgrat des Haldensteiner Calandas, den er bei 2540 m Höhe erreicht. Anschliessend wird die kurze, mit einem grossen Steinmann versehene Wandstufe im Südgrat westseitig in mühsamem Geröll umgangen.
Im Plateau oberhalb trifft man dann auf etwa 2700 m Höhe auf die rotweiss markierte, von der Calandahütte des SAC her kommende Pfadspur.
Schwierigkeit: T2, Pfadspur, stellenweise mühsam und landschaftlich recht öde.
Zeitbedarf: 1¼ Stunden.
Auf der seit jeher benutzen Route über das obere Haldensteiner Schaftäli:
Das kesselartige und flache mittlere Haldensteiner Schaftäli wird durch eine markante Wandstufe vom oberen Haldensteiner Schaftäli getrennt. Die Verbindung zwischen beiden stellt ein steiler und nach oben hin zunehmend schmaler werdender Spalt her.
Der Durchstieg benötigt auf wenigen Metern den Einsatz der Hände (Schwierigkeitsgrad II-), ist im Hochsommer und Herbst aber meist problemlos und gut gehbar. Liegt Hartschnee (was vom Frühsommer bis Ende Juli die Regel ist), können auf Grund der Steilheit die Verwendung von Steigeisen unumgänglich werden. Je nach Schneemenge sind dann auch Kletterstellen bis zum III. Schwierigkeitsgrad zu bewältigen.
Schwierigkeit: T5, Begehungsspuren, Schutt, im Spalt Schrofenkletterei (bei Schneelage bis T6).
Das obere Haldensteiner Schaftäli wird sodann der Talsohle folgend zum Punkt 2411 direkt nördlich des Tüfels Chilchli, einem verwitternden Zacken aus Öhrlikalk, durchstiegen.
Schwierigkeit: T4, Begehungssspuren, Schutt und Gras.
Zeitbedarf: 45 Minuten.
Vom Punkt 2411 folgt man dem Südgrat, wobei die kurze, mit einem grossen Steinmann versehene Wandstufe linkerhand (westseitig) in mühsamem Geröll umgangen wird.
Im Plateau oberhalb trifft man auf etwa 2700 Meter Höhe auf die rotweiss markierte, von der Calandahütte des SAC her kommende Pfadspur.
Schwierigkeit: T4, Begehungsspuren.
Zeitbedarf: 30 - 45 Minuten.
Auf dem markierten Pfad von der Calandahütte des SAC her steigt man nun gratentlang vollends zum Gipfel, wobei eine sich entgegenstellende Plattenstufe westseitig umgangen wird.
Schwierigkeit: T3, Pfadspur.
Zeitbedarf: 20 bis 30 Minuten
Um 5.45 Uhr in Vättis an beengter Parkmöglichkeit vor dem Dorfbrunnen gestartet. Steiler Waldaufstieg ins Schaftäli und über Südgrat zum Gipfel. Weiter über Tüfels Chilchli zum Felsberger Calanda meist weglos mit einigen neuen Wegmarkierungen. Zurück mit Gegenanstieg zum Weg nach Vättis.