Der Liskamm / Lyskamm ist ein mächtiger Eisberg auf der Grenze zwischen dem Schweizer Kanton Wallis und der Italienischen Region Valle d'Aosta. Der fünf Kilometer lange Grenzkamm besteht aus einem 4527m hohen Ostgipfel (Liskamm Ost / Lyskamm Orientale) und einem 4479m hohen Westgipfel (Liskamm West / Lyskamm Occidentale). Beide Gipfel sind 1km voneinander durch den Sattel P.4417m getrennt und gelten nach UIAA als zwei eigenständige 4000er. Die Erstbesteigung des Westgipfel gelang am 19.8.1861 durch William E. Hall mit 13 Begleiter. Die erste Überschreitung zum Ostgipfel wurde 1864 durch Leslie Stephen, Edward Buxton, Jakob Anderegg und Franz Biener unternommen.
Im Norden fällt der Liskamm bis zu einem Kilometer Höhe in einer Eiswand zum Grenzgletscher ab und bietet das Schaustück vom Gornergrat oberhalb Zermatt. Südseitig fällt der Liskamm über Felswände zum Ghiacciaio del Lys ab wobei die Schneedomspitze (4272m) auf dem Il Naso Grat dem Ostgipfel vorgelagert ist. Im Osten endet der Liskamm im Gletscherpass Lisjoch (4151m), im Westen im Felikjoch (4063m). Von beiden Pässen führen die Normalwege auf die beiden Gipfel, vom Lisjoch über den Ostgrat zum Ostgipfel (ZS-; Firn bis 45°) und vom Felikjoch über den Westgrat zum Westgipfel (WS+; Firn bis 40°). Der Übergang vom West zum Ostgipfel ist sehr ausgesetzt, wie der Ostgrat oft stark verwechtet und weist wenige Kletterstellen (Fels II) auf, die Schwierigkeit ist ZS. Wegen den hohen Unfallzahlen durch Wechtenbrüche hat der Liskamm leider auch den Beinamen "Menschenfresser" bekommen. Weitere Routen sind der Südgrat (Cresta Sella) zum Ostgipfel von der Schneedomspitze (WS+; Fels II), Ostgipfel Nordwand (Klucker Rippe) mit Kletterstellen bis III und Eis bis 50° mit dem Schwierigkeitsgrad S+. Die schwierigste Route (SS) ist die 1000m hohe Nordwand zum Westgipfel mit Steileis und kombinierten Gelände.
Ergänze diesen Gipfel (Liskamm West) mit ÖV-Haltestellen, indem du den Eintrag bearbeitest.
Route:
Nordwand bzw. NNO-Wand (Route Diemberger-Stefan)
Zustieg
Von der Monte-Rosa-Hütte (2795 m, neu 2882 m) nach Süden auf dem Pfad Richtung Grenzgletscher bzw. Lisjoch und auf dessen östlicher Seitenmoräne den Pfad weiter Richtung Südosten verfolgen. Südöstlich vom Oberen Plattje (P. 3109 m) kommt man auf den Gletscher, auf dem man in Richtung Südosten bis auf ca. 3300 m hinaufsteigt. Etwa in dieser Höhe quert man den Grenzgletscher und erreicht eine wenig übersichtliche Spaltenzone. Diese Spaltenzone, ggf. mit kurzen Auf- und Abstiegen, Richtung Süden überqueren und zum Einstieg auf ca. 3450 m am westlichen (im Sinne des Aufstiegs rechten) Rand eines Felsbollwerks (s. Routeneinzeichnung im Foto), das sich im Norden von P. 4459 m an dessen Basis erstreckt.
Route Diemberger-Stefan
Zwischen dem o. g. Felsbollwerk und einer nördlich davon gelegenen Felsinsel hinauf zum Bergschrund, über diesen hinweg und zunächst gerade, dann etwas links haltend aufwärts bis unter den breiten Felsriegel, der sich an das Firn- bzw. Eisfeld oberhalb des Felsbollwerks anschließt. Am rechten Rand des Firn- bzw. Eisfelds in einem Couloir in kombiniertem Gelände (Stellen mindestens 60°) 1 SL ca. 50 m hinauf und eine 2. SL von 50 m zunächst kombiniert, dann im Fels leicht rechts haltend aufwärts. Hier eröffnet sich ein nach rechts ziehender Riss (ca. III+), über den man nach 50 m zu einer Standmöglichkeit in wieder kombiniertem Gelände gelangt (3. SL). In kombiniertem Gelände weitere 50 m aufwärts (4. SL). Nun weniger steil, zunächst linkshaltend, dann gerade im Firn aufwärts und rechts (westlich) an einem Eisbalkon vorbei in den obersten Wandteil. Über den Hängegletscher, Seracs umgehend, zum Ausstieg auf den Verbindungsgrat von West- und Ostgipfel und über den Grat nach Westen in wenigen Metern zum Westgipfel (4479 m).
Ca. 8 h für die Wand (inkl. Pausen)
Höhenunterschied: alte Monte-Rosa-Hütte (2795 m) bis Liskamm-O-Gipfel (4532 m): ca. 1800 m
Wandhöhe: ca. 1000 m
Schwierigkeit: SS/SS-
Erstbegehung: Kurt Diemberger, Wolfgang Stefan (23. Juli 1956)
1. Winterbegehung: Carlo Raiteri, Tullio Vidoni (1. und 2. März 1956)
1. Solobegehung: Jim Taylor (1972)
Hinweise zur Route aufgrund folgender Literatur:
Brandt, Maurice, Clubführer Walliser Alpen, Band 4, Vom Theodulpass zum Monte Moro, Verlag des SAC; Montreux, 1993
bzgl. der Route "Andreani, Nessi (1961)"
s. a. Vaucher M, Walliser Alpen, Die 100 schönsten Touren, Carta Verlag, Pforzheim, 1983
Weiterer Weg vom Westgipfel bzw. Abstieg:
Entweder Gratüberschreitung zum Liskamm Ostgipfel (4532 m) und Abstieg vom Ostgipfel über den O-Grat ins Lisjoch und zurück zur Monte-Rosa-Hütte; ggf. auch ins Bivacco Giordano (4167 m, in den Felsen des Balmenhorn) oder zur Rifugio Gnifetti (3627 m). Alternativ auch Abstieg über den SW-Grat des Liskamm Westgipfels mit Überschreitung des Castor ins Schwarztor und zum Bivacco Rossi e Volante (ca. 3787 m) bzw. zum Klein Matterhorn (Lodge Matterhorn…).
Beschreibung: Albrecht Gauss, Christos Nikiforos
Albrecht Gauss
Verhältnisse
11.07.2009
2 Person(en)
ja
Ausgezeichnet
Komplizierte, zeitaufwendige Querung durch die Spaltenzone zum Einstieg der Wand.
Sehr gute Firn-Verhältnisse im Eis.