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Verhältnisse vom 17.01.2018

Tungurahua (5016m): Normalroute ab Banos/Nationalparkeingang

HochtourAusgezeichneter Eintrag
3 Personen
Hauptziel erreicht
ausgezeichnet
Als typischer Stratovulkan erscheint der Tungurahua dem Betrachter aus der Entfernung von fast allen Seiten wie ein perfekter Kegel, ganz wie etwa seine Brüder Cotopaxi oder Sangay. Der Tungurahua ist der Schicksalsberg der Einwohner des Ferienortes Banos. Die Nachbarschaft zu diesem unruhigen Gesellen erfordert permanente Wachsamkeit, und auch schon mal die Bereitschaft, Hab und Gut zurückzulassen, um einfach nur das Weite zu suchen. So ist es etwa 22.000 Personen bei der letzten grossen Evakuierung im Jahr 1999 ergangen. Seither kam es alle paar Jahre zu weiteren Vorkommnissen, bei denen Dörfer durch Lavaströme oder Gesteinsbrocken bedroht, zerstört oder beschädigt wurden, oder bis zu 10 km hohe Aschewolken in die Atmosphäre herausgeschleudert wurden.
Anlässlich unserer ersten Ecuadorreise im vergangenen Jahr war es zwar möglich, in den Thermen des sympathischen Wallfahrts- und Badeortes zu entspannen, auch waren Wanderungen bis zur Schutzhütte Nicolás Martinéz zugelassen, der Gang zum Gipfel des Tungurahua war damals aber noch untersagt. Umso erfreulicher war´s für uns, als wir vor Ort erfuhren, dass der Gipfel derzeit wieder zur Besteigung zugelassen sei.

So machten wir uns am Morgen des 06.01.2018 von unserem diesjährigen Hauptstandort Riobamba aus auf die 2-stündige Busfahrt nach Banos. Da nach unserer Sangay-Tour zumindest einer von uns schon etwas regenfürchtig geworden war, zumal auch der Tungurahua mit seinem Standort am Andenostabhang zum immerfeuchten Amazonasbecken hin eine gewisse Niederschlagsträchtigkeit vermuten lässt, entschlossen wir uns , am Busbahnhof eine Camioneta zu mieten, um die ersten 1000 Höhemmeter bis zum Häuschen der Nationalparkwächter (ca. 2800 m) motorisiert zurückzulegen. Auf diese Weise verkürzt sich der Anstieg zum Refugio Martinéz von etwa 6 auf 2 ½ Stunden. Der etwa 20 m oberhalb des Häuschens ansetzende Pfad entzückt mit herrlicher, subtropischer Vegetation. Die Erosion hat hier einen faszinierenden Hohlweg geschaffen, der auch an heissen Tagen angenehmen Schatten spendet, an regnerischen Tagen allerdings auch eine Begehung mit Gummistiefeln erforderlich machen kann.
Das Refugio Martinéz befindet sich auf etwa 3800 m knapp unterhalb der Vegetationsgrenze in atemberaubender Lage, die u.a. Blicke zu Chimborazo und Cotopaxi gewährt. Um sicher zu gehen, dass die Hütte aufgeschlossen ist, sollte man vorab entweder die Nationalparkverwaltung, oder das Touristenbüro in Banos kontaktieren. Es handelt sich um eine einfache, aber gut eingerichtete Selbstversorgerhütte, auf der selbst gekocht werden kann. Matratzen, Geschirr, Töpfe, Gas sind vorhanden, Schlafsack und Lebensmittel sind selbst mitzubringen.
Nach einem gemütlichen Hüttenabend in unterhaltsamer Runde und einer geruhsamen Nacht stiegen wir am 07.01.2018 morgens um 4 dem Gipfel entgegen. Eine vergleichsweise humane Uhrzeit war das, wenn man bedenkt, dass an Chimborazo und Cotopaxi zwischen 23 und 24 Uhr nachts aufgebrochen wird. Der Tungurahua zeigte sich uns wohlgesonnen, seine Flanke blieb bis hin zum Kraterplateau schneefrei, sodass Eisen und Pickel im Rucksack verblieben und wir mit Stöcken und Bergstiefeln bis zum Gipfel durchsteigen konnten. Auch die vulkanische Aktivität des Tungurahua liegt derzeit bei Gefahrenstufe „Weiss“ (gering). Der Krater selbst zeigte sich vollkommen ruhig, in der Bergflanke und auf dem Plateau dampften jedoch unzählige Fumarolen, die zu unserer Überraschung aber keinen Schwefelgeruch ausströmten, sondern fast ausschliesslich geruchlos waren.

Bezüglich der Ausrüstung hatten wir ein wichtiges Utensil aus Unwissenheit nicht bei uns, doch möchte ich die Mitnahme eines Steinschlaghelms unbedingt anraten. Besonders dann, wenn noch weitere Begeher am Berg unterwegs sind, und damit ist aufgrund der zunehmenden Beliebtheit des Berges stets zu rechnen!
Führerliteratur: "Ecuador - Wanderungen, Klettertouren, Trekkingtouren, Gletschertouren, Bergtouren, Dschungeltouren" von Günter Schmudlach, erschienen im Panico-Verlag. Absolut empfehlenswert, ein Muss für alle Südamerika-Bergenthusiasten!
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Tungurahua (5016m)

Normalroute ab Banos/Nationalparkeingang
1. Tag: Zustieg zum Refugio Nicolás Martinéz

Wer vom 1800 m hoch gelegenen Ferienort Banos aus direkt zur Hütte aufsteigt, legt an diesem Tag 2000 hm zurück und wird ca. 6 Std. unterwegs sein. Man kann im Ort auch eine Camioneta anmieten, die bis zum Häuschen des Guardaparques auf 2800 m hoch fährt. Dort erfolgt eine kurze Anmeldeprozedur (Reisepass mitbringen!) Wer angibt, den Berg besteigen zu wollen, muss entweder von einem einheimischen Bergführer begleitet sein, oder eine entsprechende Lizenz vorweisen (z.B. FÜL-DAV, oder Tourenleiter SAC). Etwa 20 m oberhalb des Parkwächterhäuschens beginnt ein wunderschöner Pfad, welcher durch ein Schild gekennzeichnet ist. In etwa 2 1/2 Std. Gehzeit ist das Refugio Martinez erreicht.Das Refugio ist eine Selbstversorgerhütte, siehe Weiteres unter "Verhältnisse".

2. Tag: Aufstieg durch die NW-Flanke

Etwa 100 hm oberhalb der Hütte wird die Vegetation endgültig verlassen. Der Aufstieg vollzieht sich zu Beginn über ein paar besonders morgens unangenehm rutschige Lavaplatten, später dann Aschesand. Die Steilheit des Berges kann für Unerfahrene durchaus Absturzgefährdung bergen, sodass dann die Mitnahme eines Seils nicht verkehrt wäre. Je nachdem, kann es nach oben hin auch schneeig bzw. vereist werden und Pickel/Steigeisen zum Einsatz kommen, ein Steinschlaghelm sollte auf jeden Fall getragen werden. Vor Erreichen des Kraterplateaus (ca. 4850 m) muss noch leicht durch Felsen geklettert werden. Auf dem Plateau neben dem riesigen Krater angekommen, erspähen wir vor uns zwei scheinbar gleich hohe Punkte. Der in Blickrichtung linke Kuppe ist der definitiv höchste Punkt. Ob wir diesen über den sich zwischen den erwähnten Punkten befindlichen Sattel, oder ausholend von links her angehen, bleibt uns selbst überlassen. Auf beiden Varianten werden wir gelegentlich Steinmännchen zur Bestätigung der Richtigkeit unseres Aufstieges finden.

Abstieg: unbedingt über die Aufstiegsroute - es ist essentiell, auf dem Rückweg die Hütte wieder zu finden, da abseits des durch die Vegetation führenden Pfades kein Durchkommen ist! Insofern könnte auch von Bedeutung sein, sich den Standort der kleinen Bauruine auf 3950 m zu merken, die sich an der Aufstiegsroute befindet, bzw. nach dieser im Abstieg Ausschau zu halten, falls das orangenfarbene Hüttendach nicht zu sehen ist, z.B. wegen Nebels.
Letzte Änderung: 17.01.2018, 22:10Aufrufe: 5050 mal angezeigt

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Tungurahua (5016m)

Normalroute ab Banos/Nationalparkeingang


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2200 hm

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