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HochtourAusgezeichneter Eintrag
2 Personen
Hauptziel erreicht
gut
Als ich am 16.08.2012 von Lager 3 zum Gipfel des Pik Lenin unterwegs war, eröffnete sich mir nach Süden hin ein grandioser Ausblick über ein unendlich scheinendes Meer aus Bergen und Eisgipfeln - der Pamir, das Land Tadschikistan. Unvorstellbar schien mir der Gedanke, dass dort drüben überhaupt Menschen leben sollen und können. Heute weiß ich es, immerhin sind es gut 8 Millionen, die ihren Platz irgendwo zwischen und um all diese Berge herum gefunden haben. Geheimnisvoll schien mir dieses Land, Unwissen vermengte sich mit vagen Ideen und abschreckenden Nachrichten über einen blutigen Bürgerkrieg dort in den 90er Jahren.
Zumindest ein Teil meiner damaligen Wahrnehmungen hat sich jetzt, anlässlich unserer Reise nach Tadschikistan bestätigt, nämlich die Tatsache, dass 93 % der Landesfläche Bergland oder Hochgebirge sind. Von den fünf 7000er-Gipfeln der einstigen Sowjetunion befinden sich zwei komplett auf tadschikischem Gebiet, sowie einer im Grenzverlauf zum Nachbarland Kirgistan. An den einstigen Bürgerkrieg wird man wohl kaum mehr erinnert, besonders dann nicht, wenn die Reise ins Zarafshan-Tal und ins Fan-Gebirge führt, denn diese Gebiete waren damals faktisch nicht in Kampfhandlungen involviert.
Das Fan-Gebirge gehört zu den westlichsten Ausläufern der gewaltigen Pamir-Alay-Kette. Die Berge dort sind nicht so hoch, wie diejenigen des zentralen und östlichen Pamir. Dafür bestechen sie durch eine einzigartige Schönheit und Vielfältigkeit. Zudem überrascht das Fan-Gebirge mit dem Vorhandensein einer überaus guten Infrastruktur, welche bereits zu Beginn der 70er-Jahre in der Sowjet-Zeit durch die beiden Bergsteigerlager Artuch und Vertikal begründet wurde. Zwischen für den Pamir typischen, wüstenhaft-trockenen, beigefarbenen Bergen fügen sich zahlreiche vergletscherte Massive und Einzelberge, hinzu kommen elegant geformte Spitzen, denen man die Klettertauglichkeit von Weitem schon ansieht. Die Bezichnung "vertikal" findet immer wieder ihre Berechtigung. Staubtrocken, allenfalls mit Büschen und Wacholderbäumen bestanden - ein häufig in Erscheinung tretendes Landschaftsbild im Fan-Gebirge. Kommt jedoch Wasser hinzu, so wird es rasch üppig grün. Wasser hat es vorzugsweise im Frühjahr während der Schneeschmelze, bedingt durch die häufigen Vergletscherungen aber auch im Sommer. Ganze Gruppen von schillernden Bergseen runden das abwechslungreiche und atemberaubende Ambiente ab. Es ist möglich, das Fan-Gebirge auf verschiedenen Routen zu durchqueren, wobei die vielen Bergseen oftmals prachtvolle Lagerplätze bieten.
Nicht zuletzt möchte ich auf die menschlich- kulturellen Aspekte einer Reise ins Fan-Gebirge aufmerksam machen. Wir begegnen hier einer uralten und immer noch intakten Hirtenkultur. Die Menschen im Fan-Gebirge sind offen, freundlich und interessiert an fremden Besuchern. Das alte orientalische Gastrecht ist dem Gewinnstreben immer noch übergeordnet, Einladungen zum Tee oder zum Essen sind keine Seltenheit.Auch den Besuch des einen oder anderen Bergdorfes sollte man sich nicht entgehen lassen. In Guitan erhielten wir eine Ortsführung durch den Dorflehrer mit reichlichen und interessanten Erklärungen. Russisch wird überall gesprochen und verstanden, mit englisch ist oft zumindest eine rudimentäre Verständigung möglich. Mit etwas Vorsicht sollte man den Herdehunden begegnen. Am besten wartet man auf das Herannahen des Schäfers, welcher die Hunde sofort zurückrufen wird.
Zu guter Letzt muß noch ein heikles Thema Erwähnung finden: leider wird bei der Durchwanderung des Fan-Gebirges ein bisweilen hoher Grad an Vermüllung augenscheinlich, insbesondere an Orten, welche von Trekkinggruppen häufig zum Zelten benutzt werden. Es liegt an uns Besuchern, das Bewusstsein der Einheimischen zu wecken und zu schärfen.Wenn wir als Gruppe mit einheimischen Führern, Eseltreibern und Köchen unterwegs sind, übernehmen wir die Vorbildfunktion. Wir kontrollieren, was mit unserem Müll geschieht und machen unsere tadschikischen Freunde gegebenenfalls auf Mißstände aufmerksam. Ich bin optimistisch, dass sich auf diese Weise die Situation zukünftig verbessern wird.

Verhältnisse Pik Energyia am 16.08.2018 (Gipfeltag):

Schon mehr als eine Woche im Fan-Gebirge unterwegs, hatte sich bei uns bereits ein Gefühl für die dortige Wetterlage entwickelt. Fast immer war es stabil und nach hinten hin war keine Gewittergefahr zu erwarten. So verhielt es sich auch an unserem Gipfeltag. Anders verhielt es sich über Verhältnisse und zu erwartende Schwierigkeiten am Berg selbst. Alles nur Erdenkliche war uns zu Ohren gekommen. Steilheit und Beschaffenheit der Eisflanke habe ich nun hier in der Routenbeschreibung niedergelegt - so, wie wir sie vorgefunden haben. Der vergangene Winter fiel im Fangebirge nach Aussagen von Einheimischen verhältnismäßig schneearm aus. Insofern war zu erwarten, dass wir in der Flanke Mitte August eher eisige, als firnige Verhälnisse haben würden. Wirkliches Blankeis blieb uns erspart, aber die Firnauflage war bisweilen sehr dünn. eine gute Frontanzackentechnik und Zwischensicherungen mit Eisschrauben waren unabdingbar. Mit uns war eine Dreiergruppe (ein russisches Pärchen mit einem tadschikischen Bergführer) unterwegs. Vorteilhafterweise für beide Seilschaften konnten wir uns unterwegs gelegentlich gegenseitig aushelfen. Beim Abseilen musste bezüglich des Steinschlags etwas aufgepasst werden.

Um 4.50 h waren wir von unserem Hochlager auf 4350 m aufgebrochen. um 6.15 h fanden wir uns auf der Passhöhe zum Frühstück ein, um 11.45 standen wir auf dem Gipfel, den wir nach etwa 1 Std. Aufenthalt wieder verließen. Um etwa 15.30 h waren wir wieder zurück auf der Passhöhe. Schließlich erreichten wir die Mutnye-Seen und unsere Freunde wieder um 18.30 h, wo uns unsere beiden "Expeditionsköche" Khurshed und Farukh ein leckeres Abendessen bereiteten.

Anmerkung zu unserem Hochlager auf 4350 m: in der Nähe unseres Lagers fanden wir an einem Schneefeld eine ergiebige Wasserquelle.
Zur Umsetzung unseres Plans, uns eine Mischung aus Trekking und Bergsteigen angedeihen zu lassen, nahmen wir die logistische Unterstützung der tadschikischen Agentur ZTDA (Zerafshan Tourism Developement Assiciation) in Anspruch. Wir erhielten einen Service zu unserer vollsten Zufriedenheit.
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Letzte Änderung: 28.08.2018, 21:16Aufrufe: 2407 mal angezeigt

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Kartenmaterial

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["ZTDA Tourist Map Zerafshan Valley Fan Mountains"]

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