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WanderungAusgezeichneter Eintrag
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ausgezeichnet
Der Ras Dejen ist der höchste Berg Äthiopiens. Er erhebt sich im Simiengebirge, einer vulkanisch entstandenen Agglomeration aus Hochplateaus und tafelbergartigen Gipfeln und Höhenzügen, welche durch tiefe Schluchten schrundartig aufgerissen ist. Insbesondere die Steilabbrüche am Westrand des Gebirges schaffen abrupte Höhenunterschiede von mehr als 1000 Metern und lassen die darunter liegenden, ebenfalls wild zerklüfteten Lowlands wie aus der Flugzeugperspektive erscheinen.

Der Ras Dejen besteht aus drei eigentändigen Gipfeln, diealle nahezu gleich hoch sind. Von daher rührt das Gefühl, wenn man auf dem Hauptgipfel steht, der gegenüberliegende Süddostgipfel könnte eventuell doch etwas höher sein. Mit 4550 m habe ich das Ergebnis jüngster Messungen übernommen. Die Angaben variieren, auf alten Karten findet man etwa noch die Höhe von 4620 Metern.

Auch mit der Schreibweise tut man sich schwer. Ich habe die ins Englische transferierte Variante übernommen, welche der Aussprache der Locals am nächsten kommt, also auf deutsch ausgesprochen „Ras Dedschen“. Ein „Ras“ ist im Amharischen ein Kopf oder ein Führer. Dejen soll eine Bezeichnung für Wächter sein, also in etwa „mächtiger Wächter“.
Mit 14 als eigenständige Erhebungen anerkannten Gipfeln stellt das Simiengebige das Gebiet mit den meisten 4000ern in Äthiopien und verweist die im Süden gelegenen Bale-Berge auf Platz zwei, obwohl letztere als das größte zusammenhängende afroalpine Gebiet Afrikas gelten. Zudem hat Äthiopen noch einige weitere , meist einzelstehende 4000er vorzuweisen, wie z.B. den Abune Josef bei der als UNESCO-Weltkulturerbe bekannten Felsenkirchenstadt Lalibela . Die auf 2355 m gelegene Hauptstadt Addis Abeba gilt als die vierthöchste Hauptstadt der Welt. Nicht von ungefähr also hat sich Äthiopien den Beinamen „Das Dach Afrikas“ erworben.
Auf einer Trekkingtour durchs Simiengebirge wird man mit Sicherheit größeren Herden von Djeladas (Blutbrustpaviane) begegnen. Die Tiere sind friedlich und lassen Menschen relativ nah an sich herankommen. Auch der endemische Äthiopische Steinbock ist hier keine Seltenheit. Einen Äthiopischen Wolf oder eine Hyäne zu Gesicht zu bekommen, ist im Simien dann schon eher ein Glücksfall.

Die klassische Besteigung des Ras Dejen dauert 8 Tage. Sie beginnt und endet in Debark, einem kleinen Provinznest etwa 2 Autostunden nördlich der alten Kaiserstadt Gondar. Wer den Ras Dejen besteigen möchte, wird im Nationalparkbüro immer für 8 Tage zahlen müssen, obwohl mehrere kürzere Varianten möglich sind und der Berg selbst sich bereits außerhalb der Nationalparksgrenzen befindet. Die kürzeste Möglichkeit einer Besteigung wäre die Anreise per PKW über die Schotterpiste der zweithöchsten Straße Afrikas via dem Bwahit-Pass in die Ortschaft Chiro Leba (3200 m). Von dort aus ließe sich der Ras Dejen von konditionsstarken und akklimatisierten Berggängern in einem sehr langen Tagesunternehmen bewältigen. Allein schon aus landschaftlichen und kuturellen Aspekten heraus empfiehlt sich aber unbedingt die 8-Tage-Version. Noch länger und noch abwechslungsreicher ist unterwegs, wer sein Trekking zum Ras Dejen in den Lowlands beginnt.

Leider war uns die lange Version aus Zeitgründen nicht vergönnt, weshalb wir uns bis ins erste Camp Sankaber (3200 m) fahren ließen und von dort aus über die Lager Gich (3600 m) und Chennek (3600 m) am dritten Tag das Dorf Ambiko (3200 m) zu erreichen, wo sich das Ausgangscamp für die Gipfelbesteigung befindet. Auch verbrachten wir keine zweite Nacht mehr in Ambiko, sondern ließen uns nach meinem Gipfelgang in Chiro Leba (3200 m) von einem PKW abholen. Von Ambiko bis nach Chiro Leba sind zwei stramme Stunden anzusetzen, wobei man in der prallen Nachmittagssonne zuerst steil eine Schlucht zum Mesheha-Fluß hinuntersteigt und damit den tiefsten Punkt des Trekkings erreicht (ca. 2700 m), um durch die ebenso steile Gegenschlucht wieder hinaufzusteigen.
Wetter: während meines fast dreiwöchigen Äthiopienaufenthaltes (meine Partnerin Jutta hatte leider nur 10 Tage Zeit) sah ich keinen einzigen Regentropfen. Die Tage waren warm und durch die Höhe für afrikanische Verhältnisse gemäßigt. Der Himmel zeigte täglich strahlend blau mit ab und an ein paar Wolken, die Nächte waren sternenklar und kalt (ab 3600 m stets unter Null).

Da es Jutta seit der Nacht in Chennek gesundheitlich schlecht ging, wollte ich den Gipfel frühestmöglich erreichen, um keine zweite Nacht mehr in Ambiko zubringen zu müssen. So starteten wir um 3 Uhr morgens und marschierten die halbe Nacht hindurch. Wir erreichten das Plateau unter dem Gipfel im frühesten Anbruch der Dämmerung. Mit dem ersten Sonnenlicht auf dem Gipfel zu stehen, erwies sich dann aber als ein atemberaubender Glücksfall. Die Morgenkälte wurde allerdings durch einen Kräftigen Wind noch zusätzlich herzhafter.

Ich erreichte den Gipfel des Ras Dejen am 01.01.2019 in Begleitung unseres Führers Girmachew und unseres Scouts Bimro.
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Letzte Änderung: 12.01.2019, 23:07Aufrufe: 1219 mal angezeigt

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