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Glaserhorn

3128m

Gipfel
Glaserhorn
3128 m
CH - Glarus - St. Gallen
744325 | 196255
46:54:6:N | 9:19:58:E
46.9017 | 9.33295
Das Glaserhorn ist im langen Gratzug des Ringelgebirges die erste eigenständige Erhebung westlich des Ringelspitz.
Es wird selten bestiegen, da in unmittelbarer Umgebung mit dem Ringelspitz (3247 m) und dem Tristelhorn (3114 m) markantere Ziele zur Verfügung stehen.

Aufbau:
Es bildet eine wenig aus dem Gratzug herausragende, aus der Nähe gesehen aber imposante und teilweise abenteuerlich geformte Pyramide.
Der nur kurze, aber scharfe und schwierig zu begehende Ostgrat bildet die Verbindung zum Ringelspitz.
Der nur wenig Gefälle aufweisende, mit exponierten Erhebungen versehene Westgrat zieht zum Firnplateau östlich des Tristelhorns.
Der kurze, steile Südsüdostgrat endet in die Geröllfeldern von Lavadignas.
Die brüchigen, mit Geröll- und Felsbändern versehenen Südwest- und Südostflanken weisen einige gehbare Routen auf.
Am Fusse der äusserst steilen, aus brüchigem Fels und hartem Schutt gebauten Nordwand halten sich die Reste des Glasergletschers.

Gestein:
Im Unterbau sind Kalk und Flyschschiefer vorherrschend, während der eigentliche Gipfel aus Verrucano besteht.

Normalweg:
Aus dem Val Lavadignas südseitig des Westgrates.

Erste dokumentierte Besteigung:
16.8.1862 - Georg Sand-Frank mit Heinrich und Rudolf Elmer, über den Westgrat (gemäss SAC-Führer, 4. Auflage von 1988).
Die Angaben hierzu sind widersprüchlich. Die erste Auflage des SAC-Führers nennt nur G.Sand-Frank und Heinrich Elmer, mit Besteigungsvermerk 'vermutlich'.

Panorama:
Von Nordost bis Ost geht die Fernsicht über das Rätikon hinweg bis ins Bregenzerwaldgebirge, die Allgäuer Alpen, das Wettersteingebirge, die Lechtaler Alpen und das Verwall.
Dann sperrt bis Südost der höhere Ringelspitz die Sicht.
Es folgen bis Südwest erst die Albulaalpen mit den Berninaalpen dahinter, dann die Plattagruppe und die Adulaalpen.
Zwischen Südwest und West reicht die Fernsicht bis in die Walliser und Berner Alpen, davor die höchsten Gipfel der Glarner Alpen.
Von West bis Nordwest dominieren erst das Tristelhorn sowie der Sardona- und der Glärnischstock, dann weitet sich die Fernsicht bis in die Höhen des Elsass.
Von Nordwest bis Nordost schliessen die östlichen Glarner Alpen und die Appenzeller Alpen das Panorama ab.

Namensgebung:
Friedrich Wilhelm Sprecher (1871 - 1943), Lehrer und Bergsteiger aus Vättis sowie der wohl bestausgewiesenste Kenner der Berge um die Tamina, hat 1914 als Vorbereitung für die Erstausgabe des von ihm verfassten SAC-Führers eine Dissertation über die Ortsnamen des Taminagebiets erstellt.
Dieses interessante und auch heute noch überaus lesenswerte Werk kann unter dem Link
http://download.burgenverein-untervaz.ch/downloads/dorfgeschichte/1914-Die%20Ortsnamen%20des%20Taminagebietes.pdf
auf der Webseite des Untervazer Burgenvereins abgerufen werden.
Daraus entnommen nachfolgend gestrafft und bereinigt die Fakten zur Entstehung und Herkunft des Ortsnamens Glaser:

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1796-1802 Ringelberg (Ringel mons, zwischen Vättis und Flims) wird zuerst auf Meyers Atlas erwähnt, dann auch von Salis, der dem Berge noch den Namen Glaserberg gibt.
Literatur: 1796-1802 - J.H.Weiss und J.R.Meyer, Atlas Suisse, Aarau.
Literatur: 1805-1812 - J.U.von Salis, Gesammelte Schriften, Chur, 1858.

Der erstere Name ist auch im Taminatale, wie auf der Bündnerseite für den östlichen und mittleren Teil des Gebirges seit jeher im Gebrauch. Mit Glaserberg oder kurz Glaser bezeichnet man dagegen bis in die neueste Zeit im Taminatale nur die zentrale, höchste Erhebung des Ringelgebirges oberhalb Panära, auf welcher der Glaser oder Glasergletscher ruht, gelegentlich meint man damit auch den dreikantigen Felskopf, den wir heute als Pendant zur höchsten Ringelspitze mit dem orographisch und geologisch passenden Namen Vorderringel benennen.
'Glacar' und 'glacer' bedeuten nach Ebel und Schlatter auf deutsch Gletscher, unter welcher Bezeichnung man im Taminatale auch die Firnen versteht.
Literatur: 1809 - J.G.Ebel, Anleitung, die Schweiz zu bereisen, 3. Auflage.

Unser 'Glaser' ist infolgedessen als Relikt aus romanischer Zeit aufzufassen und diese liegt nach Ebel noch nicht sehr weit zurück. Glasergletscher zu deutsch Gletschergletscher ist demnach ein Pleonasmus und jedenfalls erst nach dem Verschwinden des Romanischen aus unserer Gegend entstanden, als man glacer (gesprochen Glaser) als deutsches Wort zu betrachten anfing.
Wohl infolge dieses Missverständnisses haben dann wahrscheinlich erstmals die Anwohner, dann einige Schriftsteller die aus den Gletschern aufsteigenden Felszacken kurzweg Glaser genannt. So lesen wir in der Beschreibung des Bezirkes Sargans 'Zwischen Scheibe (heutiger Piz Sardona) und Ringel, beide verbindend, erheben sich die gräulich kahlen vergletscherten Glaser in vielen ausgezackten Felsenhörnern', und an anderer Stelle 'Dem hohen Gipfel der Scheibe (heutiger Piz Sardona) vorgelagert, hängt der Sardonagletscher mit den grossen Gletschern, die die gräulichen Felszacken der Glaser umlagern, zusammen und bildet so mit denselben ein gewaltiges Eisfeld, dessen zwei mächtige Enden ins Tal herunterhängen. Ihnen entströmen die zwei starken Quellbäche der Tamina, die sich nach kurzem Laufe zum bedeutenden Gebirgswasser vereinigen.'
Literatur: 1836 - Der Kanton St.Gallen (Bezirk Werdenberg und Sargans) geogr. statist. geschildert, St.Gallen.

Meyer von Knonau schreibt: 'Der an die Scheibe (heutiger Piz Sardona) sich anlehnende Sardonagletscher hängt mit denen zusammen, welche die schauerlichen Felsen der Glaser umlagern. Diesem Eisfelde entspringt die Tamina. Ein gefährlicher Weg führt in drei Stunden bei den Glasern vorüber nach Flims.'
Literatur: 1838 - Meyer von Knonau, Erdkunde der schweiz. Eidgenossenschaft.

Im ersten Beispiele sind offenbar die Felszacken des Tristelhorns und des Grates zwischen diesem und dem Ringel gemeint, im zweiten Beispiele die mittlere und kleine Scheibe (2922 m, heutige Hintere und Gross Schibe, 2937 m) und das Trinserhorn.
In beiden Zitaten erscheint 'Glaser' bloss als Gattungsname 'Gletscherberg', bedeutet also irrtümlicherweise dasselbe wie 'Glaserberg' überhaupt und speziell derjenige der Ringelspitze.

Andere Autoren beschränken den Ausdruck 'Glaser' in richtiger Weise auf den Gletscher an der Ringelspitze. So schreibt Keller unter Ringelkopf (vom Piz Bargias) 'Sein Gipfel, den der Glasergletscher umlagert'. Röder und Tscharner erwähnen 'die Ringelspitze oder Glaserberg'. Theobald schreibt 'Der nackte graue Schieferfels steigt in steilen Abhängen bis zur Höhe des Grates, wo der blanke Glasergletscher die Nordseite der Ringelspitze umzieht, die als schlanker Felsenkegel sich über einen scharfzackigen Grat erhebt.'. Sand-Franck schildert bei seiner Erstbesteigung der grossen Scheibe (3054 m, heutiger Piz Sardona, 3056 m) die Aussicht: 'Pompöser als Calfeuserthal und Galanda traten der Glasergletscher und die damit verbundene Ringelspitze hervor.'.
Literatur: 1838 - Ferd.Keller, Das Panorama von Zürich, Zürich.
Literatur: 1838 - Röder und Tscharner, Der Kt.Graubünden, historisch, geographisch und statistisch geschildert, St.Gallen.
Literatur: 1861 - G.Sand-Franck, Hinterlassene Schriften (Scheibe - Saurenstock - Piz Segnes), St.Gallen.
Literatur: 1869 - Dr.J.Fr.Kaiser, Die Therme von Ragaz-Pfäfers, St.Gallen.

Damit glauben wir genügend bewiesen zu haben, dass der Name 'Glaser' oder 'Glasergletscher' (wenn man dieses Wort als Reminiszenz an das Romanische gelten lassen will) im weiteren Sinne allen Gletschern unseres Gebietes, im engern Sinne und nach dem Sprachgebrauch der letzten Jahrzehnte bis in die jüngste Zeit aber ausschliesslich dem Gletscher an der Ringelspitze zukommt.
Der Gletscher oberhalb der Alp Schräa, der seit dem Erscheinen des topogr. Atlas gelegentlich auch als Glasergletscher oder unterer Glasergletscher erwähnt ist, wird bei den Anwohnern selten genannt, da vom Tale aus nur seine untere schmutzige Abbruchstelle sichtbar ist. Dabei wird fast ausschliesslich der Name Schräagletscher gebraucht. Zu Schräa gehört auch das Tristel, das in seinem Höllbachtobel einen Tristelgletscher besitzt.
Das gleiche gilt von dem Namen Glaserhorn, der historisch auf alle hornförmigen Gletscherberge angewendet werden könnte, in den letzten Jahrzehnten aber wegen der Bezeichnung 'Glasergletscher' des topogr. Atlas sich auf Punkt 3128 m oberhalb der Alp Schräa konzentrierte.
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Die Erstauflage des betreffenden SAC-Führers aus dem Jahr 1916 führt den Gipfel dann als Glaserhorn mit einer Höhe von 3128 m.

Auf der Siegfriedkarte ist der Gipfel erstmals 1889 als Punkt 3128 kotiert. Erst mit der LKS von 1961 erhält er die Bezeichnung Glaserhorn.

Eigenständigkeit des Gipfels - Prominenz: 78 m
Bezugsscharte: tiefste Scharte (3050 m) im Grat zum Ringelspitz
Prominence master: Ringelspitz (Piz Barghis, 3247 m)
Definition: Meter über dem tiefsten Punkt zur nächsthöheren Erhebung.

Eigenständigkeit des Gipfels - Dominanz: 0.4 km
Dominance master: Ringelspitz (Piz Barghis, 3247 m)
Definition: Abstand zum nächstgelegenen, gleich hohen Punkt am Fuss oder Hang eines höheren Berges.
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