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Routenbeschreibung
Gletscherhorn (3983m)

Nordwand (Reiss-Etter-Jaun mit Variante im unteren Drittel)

Von der Rottalhütte (2755 m) zum Einstieg etwas seitlich unterhalb der zentralen Eisrinne, über die Stein- und Eisschlag vorwiegend abgehen.
Der Bergschrund wird meist in der Falllinie der zentralen Eisrinne überschritten, da in dem Bereich abgegangene Lawinen und Schneerutsche den Bergschrund oft z. T. überdecken. Dann (eigene Variante) nach links aufwärts zu einem Parallelcouloir, ca. 30 m links (östlich) der zentralen Eisrinne (ca. 55°) und dieses hinauf. (Ein Aufstieg im Eis des Zentralcouloirs ist natürlich auch möglich, bedeutet aber höhere Eis-, Steinschlaggefahr. Die Originalroute von Reiss, Etter, Jaun führt westlich (rechts i. S. des Anstiegs) des Zentralcouloirs aufwärts (s. Foto)).
Nun weiter etwas linkshaltend aufwärts bis man weiter oben unterhalb des zentralen Felsriegels in Wandmitte, der sich bei der Draufsicht auf die Nordwand etwas links unterhalb des obersten Hängegletschers befindet, nach schräg rechts aufsteigen und diese Felsmauer rechts umgehen kann. So erreicht man den unteren Teil des Eisfeldes unter dem Felsgrat, der zwischen dem Gletscherhorngipfel (P. 3982 m) und dem P. 3888 m nach Norden herunterzieht. Dieses Eisfeld ca. 50 m gerade aufwärts, dann ansteigende Querung von ca. 30 m nach links (ca. 60°), um den unteren Ausläufer dieses Felsgrates linksseitig zu umgehen. Dann wieder gerade hinauf unter den rechten Rand des obersten Hängegletschers, dessen Eisbalkon in einer Rechtsschleife umgangen wird (kurze Stellen ca. 60°). Oberhalb des obersten Hängegletschers zuerst schräg nach links aufwärts, dann wieder ca. 100 m gerade hinauf unter das Eis-, Felscouloir, das vom obersten Teil des N-Grates unterm Gipfel herunterzieht. Dieses oben an Steilheit zunehmende Couloir (55-60°) aufwärts und am Ende über eine ca. 20 m hohe Felsstufe (III-/III, 3 Haken vorhanden, Sanduhroption) (z. T. vereist) auf den N- bzw. NNO-Grat, ca. 25 m unterm Gipfel. Über den N-Grat (III-, Klemmblocksicherung möglich) vollends zum höchsten Punkt.
8 h für die Wand, inkl. Pause im Bereich des Eisbalkons.
Höhenunterschied: Rottalhütte – Gipfel: 1230 m
Wandhöhe: 1050 m

Viele Varianten der Route Reiss-Etter-Jaun wurden im Lauf der Jahrzehnte abhängig von den jeweiligen Eisverhältnissen begangen. 3 Varianten sind im Foto unten eingezeichnet. Das angegebene Datum entspricht der Angabe der dokumentierten Begehung in gipfelbuch.ch. Allerdings sind diese Varianten nur bedingt relevant und höchst wahrscheinlich schon in früheren Jahren von anderen Alpinisten begangen worden.
So wird im Clubführer Berner Alpen 4 (Hausmann K, Verlag des SAC, Bern, 1997) erwähnt, dass „auch schon rechts (W) des Gipfels ausgestiegen wurde“ (also schon vor 1997).
Die Originalroute von Welzenbach et al. wird wahrscheinlich außerordentlich selten begangen.
1. Winterbegehung: Hans Berger, Hans Müller, 12./13. Februar 1971
Solo-Begehungen sind im Hüttenbuch der Rottalhütte schon vor 1994 dokumentiert.

Am ehesten im Frühjahr, Frühsommer oder im Herbst nach Schneeeinbruch bei genügend Firnauflage und niedriger Nullgradgrenze empfehlenswert.

Hinweis zur Schwierigkeitsbewertung: Die Schwierigkeiten sind wie bei den meisten Eiswänden außerordentlich stark von den Verhältnissen abhängig. Steigt man wie die Erstbegeher Reiss et al. im unteren Wandteil über die (i. S. des Anstiegs) rechten (westlichen) Begrenzungsfelsen auf, sind die Schwierigkeiten möglicherweise größer. Trotzdem scheinen die Angaben in den letzten beiden Auflagen des SAC-Führers 1997 und 2010, auch ohne Berücksichtigung moderner Ausrüstung, mit AS- bzw. AS überschätzt.

Abstiegsoptionen (u. a.):
- Über den NNO-Grat (ggf. Abseilen) oder den SE-Grat und die O-Flanke und den unteren Teil des NNO-Grates (s. u.) zum Louwitor. Vom Louwitor entweder zum Jungfraujoch bzw. zur Mönchsjochhütte oder vom Louwitor (3258 m) durch dessen W-Couloir hinab auf den Rottalgletscher und zur Rottalhütte zurück.
- Über W- und SW-Grat und Gletscherjoch zur Äbeni Flue (Ebneflue) und zur Hollandiahütte

Details zum Abstieg über SE-Grat, O-Flanke und den unteren Teil des NNO-Grates zum Louwitor: Vom Gipfel zunächst ein paar Meter über den SO-Grat hinab, bis man auf der O-Seite ca. 20 m unterhalb des Grates flachere Abschnitte mit Abstiegsmöglichkeiten über Rinnen entdeckt. An dieser Stelle vom SO-Grat an einem kleinen Felszacken (Schlinge) ca. 20 m Richtung Osten abseilen und dann auf der O-Seite des NNO-Grates absteigen bis man auf ca. 3820 m auf den NNO-Grat nach links hinüberqueren und über den Firngrat auf die Höhe des Louwitors abwärts steigen kann. Nun entweder weiter Richtung Jungfraujoch oder Abstieg über das W-Couloir ins Rottal.

Abstieg nach Westen über das vom westlichen Rand des Louwitors nach Westen hinabführende Couloir ins Rottal zur Rottalhütte:
Bei guten Verhältnissen (wie am 1.6.1994) und noch nicht zu später Tageszeit ist dies eine Option (cave: am späteren Nachmittag und Abend besteht wegen Sonneneinstrahlung zunehmend Steinschlag- und Schneerutschgefahr). Knapp 200 m westlich des Louwitors befindet sich der Einstieg in den südlichen Arm der beiden mit einem Höhenunterschied von ca. 550 Metern nach Westen hinabschießenden Couloirs. Zunächst steil über Firn abwärts zum Beginn der Felsen. Dort kann an einem Block ca. 15-20 m über das oberste Steilstück des Couloirs abgeseilt werden. Dann über Firn das Couloir hinab, im unteren Teil ggf. an den geschützten Flanken des Couloirs. Vom Couloirende in westnordwestlicher Richtung leicht zurück zur Rottalhütte.

Nordwandrouten
1: Route Welzenbach-Drexel-Schulze: Willo Welzenbach, Alfred Drexel, Erich Schulze (9./10 September 1931 (mit Biwak) (Erstbegehung der Nordwand)
2: Route Reiss-Etter-Jaun: Ernst Reiss, Hermann Etter, Fritz Jaun (16. Juli 1945)
Varianten (sehr wahrscheinlich schon vor den u. g. Daten begangen):
2 a: Albrecht Gauss (1994)
2 b: b&s et al. (2010), mischu et al. (2015)
2 c: j_sp et al. (2015)
3: Route Carrington-Rouse: Rab Carrington, Alan Rouse (Juni 1972)

Nordwandrippe zu P. 3888 m
4 O. K. Williamson, Jean Maître, Heinrich Fuchs (8. August 1911) (mit Querung unterhalb des ersten Eiswulstes Richtung Gletscherjoch)
4 a: Hermann Etter, Ernst Reiss (29. August 1945) (erste vollständige Begehung der Nordwandrippe zum P. 3888 m)

Einzeichnung der Routen im Bild und Hinweise u. a. aufgrund folgender Literatur:
• Welzenbach W, Nordwände in den Berner Alpen, Ztschr. d. D. u. O. A.-V. 1933, Bd. 64:111-125
• Hausmann K, Clubführer Berner Alpen 4, 9. Aufl., Verlag des SAC, Bern, 1997
• Hausmann K, Jungfrau Region, Alpine Touren Berner Alpen, 10. Aufl., SAC Verlag Bern, 2010
• Munter W, Munter M, Berner Alpen, Bergverlag Rudolf Rother, München, 10 Aufl., 1995
• b&s, https://www.gipfelbuch.ch/gipfelbuch/detail/id/43378/archiv/2/Nordwand/gletscherhorn
• mischu, https://www.gipfelbuch.ch/gipfelbuch/detail/id/73314/Nordwand/Gletscherhorn
• J_sp, https://www.gipfelbuch.ch/tourenfuehrer/routen/id/1605/Nordwand/Gletscherhorn
• Etter H, Reiss E, Gletscherhorn (3982 m), Die Alpen 1946, 38
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Letzte Änderung: 25.07.2021, 22:26Alle Versionen vergleichenAufrufe: 1407 mal angezeigt

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