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Routenbeschreibung
Großes Wiesbachhorn (3564m)

Sandbodengrat auf das Kleine Wiesbachhorn und anschließende Überschreitung zum Großen Wiesbachhorn; Abstieg zur Schwarzenberghütte

AKTUALISIERUNG MEINES ALTEN TOURENBERICHTS VOM JAHRE 2007, ALLERDINGS OHNE BERÜCKSICHTIGUNG ETWAIGER VERÄNDERUNGEN DER WEGFÜHRUNG V. A. AM SANDBODENGRAT, DIE DER RIESIGE FELSSTURZ IN DER NACHT AUF DEN 20. OKTOBER 2017 BEDINGT HABEN KÖNNTE! Genauere Infos und etliche Bilder (auch mit Karte) auf der Website https://salzburg.orf.at/news/stories/2874520/ !

Route: Ferleiten (1158m) - Sandbodengrat - Kleines Wiesbachhorn (3284m) - Großes Wiesbachhorn - Normalweg zur Wielingerscharte (3265m) - Schwarzenberghütte (2267m) - Ferleiten

SANDBODENGRAT: Von Ferleiten auf bezeichnetem Weg auf das kleine Hochplateau, auf welchem die Walcher Hochalm liegt. Vom Hochplateau auf nicht bezeichneten Wegspuren sanft zur Hörndlscharte (2015m) aufsteigen. Nun in südwestlicher Richtung teilweise sehr steil ansteigen. Die Anstiegslinie ist durch die felsigen Wände, mit denen der Sandbodengrat zur Hörndlscharte abstürzt, klar vorgegeben: man steigt unterhalb der Wände schräg so weit hinauf, bis man auf der Höhe von ca. 2500m knapp vor einem markanten Felsturm steht, der Heidnische Kirche bezeichnet wird. Dieser Felsturm ist von der Hörndlscharte nicht zu sehen; von Süden aber (z. B. vom Weg, der auf die Schwarzenberghütte führt) wirkt er ziemlich kühn. An der Heidnischen Kirche steigt man in wiederum logisch vorgegebener Linie vorbei (sie bleibt links liegen). Der bis dahin eher flankenartige Grat (mühsamer Aufstieg über sehr steile, teilweise steinige Wiesen)verengt sich nun und wird in der Folge felsig, wobei aber die technischen Schwierigkeiten nur stellenweise den Grad II- erreichen. Die Abstürze des Vorderen Sandbodenkopfes (2822m) werden im Sinne des Aufstieges links umgangen (klar vorgegebene Aufstiegslinie), wiederum ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Sobald der Vordere Sandbodenkopf nach durchaus mühsamem, steilem Ansteig erreicht ist, legt sich der Grat völlig zurück. Der Gipfel des Kleinen Wiesbachhorns taucht endlich eindeutig hervor. Auf sehr sanftem Gelände quert man zum Sandbodenkopf (2925m) - zunächst auf breiten Hochgebirgswiesen spazierend. Erwartungsgemäß verschmälert sich aber der Grat vor dem Übergang zum Sandbodenkopf: eine kurze, einfache (aber doch ein klein wenig ausgesetzte) Kletterpassage (I+ / II-) sorgt für etwas Abwechslung. Nun steigt man in Gipfellinie in eindeutig vorgegebener Linie an, bis man etwa 100mH unterhalb des Gipfels den allerletzten Teil des Grates erreicht, der von einer Firnschulter bedeckt ist. Der Firngrat, dessen Konturen schon vom Vorderen Sandbodenkopf gut zu erkennen waren, entpuppt sich als weitaus größere Herausforderung, als die Beschreibung im AV-Führer (R 1629) vermuten lassen würde (im AVF wird der Firngrat bloß erwähnt). Der Firngrat ist zwar kaum 100m lang, nicht besonders steil, aber doch tückisch. Rechts besteht nämlich Ausrutschgefahr über die steile vergletscherte Flanke des Walcherkeeses, die zudem im obersten Teil (Übergang zum Firngrat) von einer Randspalte begrenzt sein könnte (die Schneelage war nicht genügend eindeutig, um dies ausschließen zu können), links war dagegen zum Zeitpunkt meiner Begehung ein gefährlicher verwächteter Abschnitt. Ich hielt mich also rechts, und zwar nur sehr knapp oberhalb des Übergangs vom Firngrat zur Eisflanke. Der sonst wohl nur als F+ einzustufende Sandbodengrat erhält durch den Firngrat im Gipfelbereich einen hochalpinen Charakter, m. E. insgesamt als PD einzustufen. Pickel (1x) und Steigeisen dürfen für diesen Abschnitt keinesfalls fehlen, wenn der Grat nicht vollständig ausgeapert ist (was meistens im August der Fall ist). Nach dem Firngrat ist der Gipfel des Kleinen Wiesbachhorns gleich erreicht.

QUERUNG ZUM GROSSEN WIESBACHHORN: Der eigentliche Verbindungsgrat wird im Abschnitt vom Kleinen Wiesbachhorn zur Sandbodenscharte (3211m) wird durch die Westflanke des Kleinen Wiesbachhorns umgangen. Unmittelbar (wenige Meter) nördlich vom Gipfel steigt man ca. 55mH durch eine steile Geröllrinne hinab und quert dann mit kurzen Auf- und Abstiegen die Westflanke des Kleinen Wiesbachhorns in Richtung Sandbodenscharte. Die technischen Schwierigkeiten überschreiten bei kluger Wegführung nicht den Grad II, doch ist in diesem gesamten Abschnitt das Gelände ziemlich abschüssig und der Fels zumeist miserabel. Folglich ist Vorsicht geboten. Sobald der letzte, atemberaubend schlanke Gratturm vor der Sandbodenscharte umgangen ist, empfiehlt es sich, auf den eigentlichen Grat zu steigen, der eine Weile flach, aber doch ziemlich eng zur Sandbodenscharte führt. Der Fels ist auf dem Grat zumeist sehr gut. Nach der Scharte steigt der Grat steil an, hier treten endlich einige klettertechnisch interessantere Passagen auf. Wenn man die einfachste Linie sucht, bleibe man stets in unmittelbarer Nähe des Grates - dann überschreiten die Schwierigkeiten nicht den Grad II+. Nach Überwindung des Steilaufschwunges wird der mit 3306m Seehöhe angegebene Felskopf erreicht. Die im AV-Führer als eventuell verfirnte und in einem solchen Falle tückischen Felspassagen waren zum Zeitpunkt meiner Begehung praktisch zur Gänze aper bzw. auf Fels zu umgehen - also problemlos. Bei Schneeauflage sollten sie aber tatsächlich sehr ernst genommen werden. Nach dem Punkt 3306m wird der Grat flacher, aber z. T. wieder schneidig. Die Schwierigkeiten im Fels erreichen höchstens den Grad II, ein kurzer Gratabschnitt schon in Gipfelnähe war aber verfirnt und erforderte aufgrund seiner Exposition doch die Ausrüstung mit Steigeisen und Pickel. Dieser kurze Abschnitt, der vom Kleinen Wiesbachhorn eindeutig zu erkennen ist, bereitete aber im Unterschied zum Firnkamm des Sandbodengrates keinerlei besondere Schwierigkeiten. Auf einmal taucht dann das Gipfelkreuz als verdiente Belohnung nach einem Aufstieg auf (von Ferleiten insgesamt ca. 6h).

ABSTIEG ZUR SCHWARZENBERGHÜTTE: dieser Abstieg ist viel schwieriger und langwieriger als jener über den Kaindlgrat (letzterer gilt als Normalweg). Bei Neuschnee, schlechtem Wetter oder nassem Fels muss ich auch erfahrenen Bergsteigern davon abraten: der sogenannte bezeichnete Weg durch die ausgeaperte Flanke (Bratschen), die zur Schwarzenberghütte hinabzieht bzw. hinabstürzt, erstreckt sich über 1000mH, befindet sich in sehr schlechtem Zustand und weist die Schlüsselstelle gerade im tiefsten Abschnitt auf: eine lange, geneigte, glitschige Platte, wo man nur auf Reibung gehen kann (keine Möglichkeit, sich mit den Händen zu halten), ohne Seilsicherungen (vermutlich zerstört), mit tiefem Abgrund wenig darunter. Sehr aufzupassen. Wer sichern möchte, findet ein Paar Haken vor, jedoch nur etwas oberhalb der Schlüsselstelle (also längeres Seil mitnehmen, falls man sichern möchte). Bei Schneebedeckung oder nassem Fels muss auf dieser "Naturrutschbahn" jedenfalls gesichert werden. Ansonsten wähle man lieber den Abstieg über den Kaindlgrat zum Stausee Mooserboden, von welchem im Sommer tagsüber bis etwa 16:30 (Angaben ohne Gewähr!) eine abwechslungsreiche Rückkehr mit öffentlichen Mitteln (Bus - Schrägaufzug - Bus - Postbus) bis nach Kaprun möglich ist. Alternativ kann man ein (relativ teures!) Taxi von Kaprun bestellen - man bedenke, dass die Anfahrt des Taxis auch eine gute Stunde in Anspruch nehmen kann, weil auch Taxis eine Sondergenehmigung einholen müssen.

Bis zur Wielingerscharte erfolgt der Abstieg auf teilweise bezeichneten Wegspuren - leider ist von der einstigen Firnflanke nichts mehr übrig. Die Felspassagen sind einfach (I).
Von der Wielingerscharte ist der weitere Wegverlauf bei guter Sicht ziemlich klar: man quert den Gletscher und betritt die Geröllflanke des linken Vorgipfels (gesehen vom Wiesbachhorn) des Vorderen Bratschenkopfes. Nach kurzem, aber äußerst mühsamem Aufstieg gelangt man knapp unterhalb (links) des genannten Vorgipfels auf den Grat, wo auch ein Steinmann den Anfang des sogenannten gesicherten Weges andeutet. Man steigt einen kurzen Abschnitt (Drahtseile) entlang der Gratlinie (im Sinne des Abstiegs leicht rechts) ab und erreicht die ausgeaperte, insgesamt 1000mH umfassende Bratschenflanke, die im obersten Teil zum Zeitpunkt meiner Begehung von hartem Firn bedeckt war (Eisausrüstung wieder nötig). Die Querung durch die Flanke wäre vermutlich bei klügerer Wegwahl (früher vom Grat in die Flanke ausweichen) zu umgehen gewesen. Die Markierung muss im Abstieg oft genauer gesucht werden, prinzipiell gilt, dass die Flanke schließlich immer enger wird und rechts (im Sinne des Abstiegs) von einem felsigen Abgrund, links dagegen vom oben spaltenreichen Hochgruberkees abgegrenzt wird. Sollte man die Spur verlieren, halte man sich eher links. Der Abstieg durch die Flanke ist bis auf den untersten Abschnitt nicht schwierig (kaum über I), erheischt aber doch etwas Vorsicht und ist aufgrund des abschüssigen Geländes auf alle Fälle zeitraubend. Im untersten Abschnitt gelten dann die weiter oben genau genannten Warnungen. Sobald die gefährlichste Stelle überstanden ist (Hütte schon längst in Sicht - zum Greifen nahe), muss man auf die Gletscherzunge ausweichen, die im betreffenden Abschnitt doch noch steil genug ist, um die Verwendung der Eisausrüstung empfehlenswert erscheinen zu lassen (es stellt sich die Frage, ob die letzten gefährlichen Platten auch nicht irgendwie über den Gletscher zu vermeiden wären - falls möglich, absolut vorzuziehen!). Am Ende der Gletscherzunge kurz vor der Hütte wartete auf mich nur noch eine letzte Überraschung: ein reißender Wildbach, der ein paar Springkünste zu seiner Überquerung abverlangte. Bei niedrigerem Wasserstand natürlich kein Problem. Der gleiche Bach war dann nochmals auf dem Weg von der Schwarzenberghütte nach Ferleiten zu überspringen. Der Abstieg vom Großen Wiesbachhorn ist insgesamt im jetzigen Zustand m. E. als PD- / PD einzustufen.
Pickel (1x) und Steigeisen sind wegen der vergletscherten Wielingerscharte JEDENFALLS mitzunehmen, wenn man den Abstieg über die Bratschenflanke zur Schwarzenberghütte wählt. Entscheidet man sich hingegen für den Abstieg über den Kaindlgrat und das Heinrich-Schwaiger-Haus zum Stausee Mooserboden, kann man darauf verzichten, falls man von absolut verlässlicher Quelle erfahren hat, dass sowohl der Sandbodengrat als auch der Verbindungsgrat zwischen den beiden Wiesbachhörnern als auch der Kaindlgrat MIT SICHERHEIT aper sind. Eine solche Auskunft ist jedoch schwierig zu erhalten, weil das Große Wiesbachhorn selten von Ferleiten über die hier beschriebene Route bestiegen wird. Wenn auch nur der geringste Zweifel besteht, sollte man Pickel und Steigeisen unbedingt mitnehmen!
Letzte Änderung: 01.09.2018, 13:45Alle Versionen vergleichenAufrufe: 3441 mal angezeigt

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["Alpenvereinskarte 1:25.000, Blatt 40, Glocknergruppe"]

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Sandbodengrat auf das Kleine Wiesbachhorn und anschließende Überschreitung zum Großen Wiesbachhorn; Abstieg zur Schwarzenberghütte


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