Routenbeschreibung: Albrecht Gauss
Von Bivio, posta (1769 m, Postautohaltestelle, Zufahrt von St. Moritz Bhf. bzw. St. Moritz Bad Campingplatz oder Tiefencastel, staziun) auf markiertem Wanderweg Richtung Juf zum Stallerberg (2580 m), dort weiter auf markiertem Weg über die Flüeseen (2681 m) zum Obera Flüesee (2789 m). Vom linken (südwestlichen) Seeufer über den angenehm zu begehenden Schuttgrat westlich vom See nach NW aufwärts (rechterhand Steinmänner und Wegspuren) bis auf ca. 2860 m bei einem markanten Steinmann auf dem Gratrücken. In dieser Höhe sind die im unteren Bereich des Gratrückens auf dessen W-Seite vorhandenen Felsabbrüche nicht mehr vorhanden und es kann auf das Schuttfeld unter der SO-Wand auf Wegspuren horizontal nach W gequert werden. Für den S-Gratanstieg muss das ganze Schuttfeld auf der Höhe von ca. 2860 m nach W gequert werden und zwar in Richtung des Sattels im S-Grat (exakter SSO-Grat) nordwestlich von P. 2941 m, am Ende unter einen markanten Grataufschwung.
Für den O-Grat steigt man vom o. g. Steinmann bei ca. 2860 m nach kurzer horizontaler Querung schräg linkshaltend in die Scharte P. 2791 m hinauf (bei vorhandenen Schneefeldern sind diese dem Anstieg im Schutt ggf. vorzuziehen). Von der Scharte zunächst ca. 30 m über Schutt den ersten Teil des O-Grates aufwärts. Dann beginnt der Grat felsig zu werden und präsentiert sich mit aalglattem grünem Schiefergestein, auf dem auch Vibramsohlen kein sicheres Gefühl von Haftung geben. Steigt man gratentlang weiter hoch, kommt bald ein steilerer Aufschwung von ca. 4–5 m, der wegen der Glätte des Schiefers bei der Begehung am 20.09.2024 heikel und schwierig (mindestens II+) imponierte. Ein Umgehen durch Rechtsquerung in die O-Flanke direkt unter dem Aufschwung erschien nicht trivial und müsste ggf. schon etwas tiefer angesetzt werden.
In der Folge ist der O-Grat wieder leichter zu begehen bis ca. 60 m unterm Gipfelschutthang der Grat in eine ca. 5 m tiefere Scharte abbricht. Bei der o. g. Begehung erschien die beste Option direkt über den Grat in die Scharte abzuklettern (mindestens II, heikel), da sich beim ersten Blick rechter Hand in der O-Flanke ein vereistes Couloir und linksseitig steile Felsen zeigten. Anschließend leicht über Schutt vollends zum Gipfel (militärisches Kochgeschirr [Gamelle] für Gipfelbuch vorhanden, welches aber fehlt).
Zeitbedarf: knapp 2 1/4 h zum Stallerberg inkl. Pausen, bis zum Gipfel insgesamt ca. knapp 5 1/2 h inkl. längeren Pausen.
Schwierigkeit O-Grat: ZS-/WS+, T5–6; vor allem bei Feuctigkeit, Nässe, mäßigem Neuschnee gefährlich und nicht zu empfehlen bzw. abzuraten.
Die Schwierigkeitseinstufung im Clubführer Bündner Alpen, Bd. 3, Avers, Verlag SAC, 1994 wie auch in einem Wikipediaeintrag (https://de.wikipedia.org/wiki/Mazzaspitz, Zugriff 28.09.2024) mit "WS" erscheint unterbewertet.
Die o. g. eigene Einschätzung mag geriatrisch infiziert sein, wird aber durch folgende Informationen bzw. den u. g. Kommentar in hikr.org (https://www.hikr.org/tour/post122706.html) vom 16.07.2017 unterstrichen: „O-Grat anspruchsvoller … als S-Grat, im Abstieg nicht zu empfehlen, da sehr rutschig/glitschig“. Alpin_Rise kommentierte dazu (07.01.2022): „Kann ich bestätigen, der Ostgrat ist anspruchsvoll (T5), eine Stelle bei einer tiefen Scharte auf ca. 3100 m vor dem Gipfelhang ist heikel (T6). Das Gestein ist wirklich speziell, sehr glatt und oft rutschig wie Glas. Wenn feucht, ein Horror“.
Bei guten Schneeverhältnissen im Frühsommer (s. Eintrag von andy58 in hikr.org [https://www.hikr.org/tour/post66499.html, „mit Steigeisen und Pickel“]) oder im Winter bzw. für Spieler in einer anderen Liga ist die Höherstufung der Bewertung ggf. nicht zutreffend wie der Verhältniseintrag von V. Eichenberger vom 12.10.2011 (https://www.gipfelbuch.ch/verhaeltnisse/47005-skitour-mazzaspitz-3163m) und der Routeneintrag von V. Eichenberger und dem „Strapazi“ T. Spirig vom 30.03.2013 ahnen lassen könnten (https://www.gipfelbuch.ch/routen/3973-mazzaspitz-3164m-mazzaspitz-via-ostgrat): „bis man östlich in eine Furgga P. 2973 kommt. Hier Ski aufbinden und je nach Verhältnissen mit Steigeisen über den Ostgrat zum Gipfel.“
Abstieg
Der einfachste Abstieg erfolgt über den S-Grat (z. T. Wegspuren, gut mit Steinmännchen markiert), T3–4.
Zunächst auf der linken Seite des S-Grates (O) auf Wegspuren abwärts, dann direkt über den Grat hinab. Auf ca. 3090 m weicht man wieder etwas auf die O-Seite aus bis man weiter unten auf den Grat zurückkommt und bei einem Steinmann nach rechts i. S. des Abstiegs in die SW-Flanke hineinquert und in dieser ca. 30 Höhenmeter absteigt. In der Folge muss man fast horizontal wieder zurück zu einem Steinmann am S-Grat hinüberqueren. Unterhalb wird der Grat breiter und man steigt auf Wegspuren über ein kurzes Schuttfeld zu einem markanten Steinmann ab, wo der Grat erneut schmal wird und steil abbricht. An diesem letzten Steinmann auf dem Grat muss man nach links (O) über eine Felsstufe auf ein Band absteigen („Schlüsselstelle“, bei Nässe v. a. im Abstieg heikel, T4), das auf das große Geröllfeld unter der SO-Wand leitet. Man steigt das Geröllfeld Richtung O kurz bis auf ca. 2900 m ab. Dann quert man in relativ angenehm zu begehendem Geröll leicht fallend auf z. T. unscheinbaren Wegspuren die gesamte untere SO-Flanke bis man auf ca. 2860 m einen Steinmann am oberen Endes des Gratrückens erreicht, der den Obera Flüesee westlich flankiert. Von dort in wenigen Minuten hinab zum See und auf markiertem Wanderweg zum Stallerberg und nach Bivio zurück.
Literatur
Manfred Hunziker: Clubführer, Bündner Alpen. Avers. Band III. Verlag des SAC, 1994.
Vital Eggenberger: Skitouren Graubünden Süd, Verlag des SAC, Bern, 4. Aufl., 2020.