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Verhältnisse vom 20.01.2020

Nevado del Tolima (5215m): von Cocora

HochtourAusgezeichneter Eintrag
3 Personen
max. 5 Personen
auf gleicher Route
Hauptziel erreicht
ausgezeichnet
Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass man in großen Höhen, in unserem Fall auf 4500 m, nicht so gut schläft. Bei mir war der Grund für eine schlaflose Nacht jedoch ein anderer: praktisch in Sekundenabständen wurde unser Zelt von entfernten Wetterleuchten erhellt, als befänden wir uns unter der Lichtanlage einer Disco. Von zwei Seiten gleich zuckte und leuchtete es, doch war kein Donnergrollen zu vernehmen. Mehrmals ging ich in dieser Nacht vors Zelt, um zu schauen, wie es um den Abstand der Gewitter zu uns bestellt ist. Für kurze Zeit kam dann prompt Wind auf, und Donnergrollen war mehrfach zu vernehmen. Als um 2 Uhr morgens unsere Wecker klingelten, hatte sich die Lage zwar beruhigt, aber im Süden, direkt hinterm Berg, blitzte es weiterhin. Meine beiden Kameraden Vladi un Daniel hatten indes von dem ganzen nächtlichen Lichtzauber nichts mitbekommen und erwachten recht gut ausgeschlafen. Das nächtliche Blitzen blieb dann das einzig Beunruhigende auf unserem ansonsten bei perfekten Bedingungen erlebten Aufstieg zum Gipfel. Außer uns war noch eine 3-er-Seilschaft aus Bogotá unterwegs, die etwa eine Stunde vor uns aufgebrochen war, und die wir dann mit herzlichen Umarmungen am Gipfel wiedertrafen. Da das Grau auf der Südseite des Gipfels Anstalten machte, sich dem Berg anzunähern, und dort immer noch ab und zu Blitze herauszuckten, beließen wir es bei einem Gipfelaufenthalt von nur etwa 20 Minuten, um anschließend zügig wieder abzusteigen.
Zeiten: Wir verließen das Lager um 3 Uhr morgens, beim Erreichen des Anseilplatzes am Gletscherrand (ca. 4950 m) setzte die Morgedämmerung ein. Um 6.20 Uhr am 30.12.2019 genossen wir die Aussicht vom breiten Gipfelplateau. Bereits kurz nach 8 waren wir wieder unten im Camp.
Erwähnung verdient noch Tag 6 unserer Unternehmung: entgegen dem Anraten von Einheimischen hatten wir uns in den Kopf gesetzt, den Rückmarsch von den Termales nach Cocora in einem Tag zu bewältigen. Gesagt, getan. Die letzten 1 1/2 Stunden mit den Stirnlampen durch den dunklen Regenwald abzusteigen empfanden wir noch als ein spannendes Abenteuer, wenngleich inzwischen gewisse Erschöpfungsgefühle nicht zu leugnen waren. Richtig haarig wurde es, als wir in der Dunkelheit im völlig verlassenen Cocora eintrafen und wir keine Möglichkeit mehr für eine motorisierte Weiterfahrt nach Salento fanden. Die folgenden 10 km entlang der Asphaltstraße wurden zur Tortur. Kurz nach 23 Uhr trafen wir im silvesterbereiten Salento ein. Während wir völlig verdreckt, erschöpft, mit schweren Rucksäcken und Gummistiefeln bewehrt durch die Gassen der Ortschaft schlichen, begegneten uns an allen Ecken fröhlich zu Cumbia- und Vallenatomusik tanzende und singende Einheimische ...
... à propos Gummistiefel: die Mitnahme dieses Schuhwerks empfiehlt sich dringend zur Bewältigung von tiefschlammigen Pfaden in der Regenwald- und Paramozone. Diese Erfahrung machten wir mehrfach schon auf vergleichbaren Touren sowohl in Afrika, als auch in Südamerika. Nur diesmal schien es zunächst anders zu sein. An 5 von 6 Tagen fanden wir überwiegend trockene Pfadverhältnisse vor - bis auf diesen letzten Tag, wo es über Nacht kräftig geregnet hatte und es auch tagsüber schaueranfällig geblieben war. Die Begehung der Pfade geriet zu einer oft haarsträubenden Rutschpartie.
Wir konnten die gesamte Tour ohne Führer machen. Da Übernachtungen und Verpflegung auf den Fincas möglich sind, mussten auch nicht allzu große Mengen an Lebensmitteln mitgenommen werden. Für den Aufenthalt im Hochlager ist allerdings, neben Lebensmitteln und Kochutensilien, der gesamte Bedarf an Wasser mitzuführen. Wir entschieden uns für logistische Unterstützung durch einen Arriero (Maultiertreiber) und vereinbarten wie folgt: während wir am ersten Tag zur Finca Buenos Aires aufstiegen, transportierte unser Luis Arbey alle zunächst nichtbenötigten Dinge, wie Zelte, Bergsteigerausrüstung, Lebensmittel und Wasser, direkt zur Finca Primavera. Erst am 4. Tag benötigten wir Luis` Hilfe, wieder, indem er uns diese Sachen hinauf ins Hochlager transportierte. Am Morgen nach unserer Rückkehr vom Gipfel nahm Luis abermals alles jetzt nicht mehr Benötigte in Empfang, und während wir mit leichterem Gepäck (inclusive der Zelte) zu den Termales weiterzogen, brachte Luis unsere Sachen zu einem vereinbarten Depot hinab nach Cocora. Da wir dieses Gepäck wegen unseres Eintreffens dort zu später Stunde nicht mehr in Empfang nehmen konnten, fuhr ich am Morgen nach der Ankunft in Salento mit dem Jeeptaxi abermals nach Cocora hinaus, um dort unser Gepäck in Empfang zu nehmen. Auf die Arbeit und auch die Ehrlichkeit der Arrieros kann absolut vertraut werden, es gab diesbezüglich keinerlei Probleme.
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Letzte Änderung: 20.01.2020, 16:46Aufrufe: 1412 mal angezeigt

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