Verhältnisse vom 23.09.2007
Schnürliweg - Zuestoll (2235m)
Fast könnte man meinen, wir hätten uns zum herbstlichen Abwandern der 7 Churfirsten, wieder im Obertoggenburg eingefunden. Das stimmt natürlich nicht ganz. Obwohl mit dem Zuestoll bereits der fünfte Churfirstengipfel gefallen ist und nur noch Frümsel und Schäären fehlen, war es doch mehr der Schnürliweg, der mich wieder zu den wilden, felsigen Zapfen über dem Walensee gezogen hat. Dieser wilde Pfad, direkt unter den Südwänden von Hinterrugg und Schibenstoll ist, wenn man von den spektakulären Kletterrouten einmal absieht, das grösste und beeindruckendste Churfirstenabenteuer. Es gibt wohl in den gesamten Alpen kein vergleichbares Gegenstück zum Schnürliweg. Nur fussbreit, atemberaubend ausgesetzt und völlig ungesichert zieht er in genialer Linie, direkt unter den senkrechten Felswänden, vom Einstieg am Valsloch in die Stollenfurgga. Nur wer perfekt trittsicher und schwindelfrei ist, sich im extremen Steilgras ohne Sicherungsmöglichkeiten über 2 Stunden wohl fühlt und zusätzlich an den abschüssigsten Stellen eingelagertes Geröll willkommen heisst, darf die Begehung wagen. Volle Konzentration und absolut trockene Verhältnisse sind ein Muss. Der Pfad ist keine offizielle Route, verliert sich da und dort im gerölligen Steilgras und ist auch nicht markiert. Wer Alpin erfahren und gefestigt ist und auch schon andere Touren, etwa an ausgesetzten Graten, gut gemeistert hat, dem sei der Schnürliweg ans Herz gelegt. Wenn man noch einen Churfirstengipfel mitnehmen möchte, lässt man sich am besten mit den Bergbahnen von Unterwasser auf den Chäserrugg chauffieren und steigt schnurstracks auf der markierten Wanderroute Richtung Valsloch ab. Der Weg führt weiter unten durch eine enge Felsstufe und genau an dessen Ende, auf 1845 m über Meer, zweigen spärliche Pfadspuren nach rechts ab. Direkt unter den Felswänden quert das Weglein nun etwa 2 Stunden lang die Südabstürze von Hinterrugg und Schibenstoll. Nur die letzten Meter in die Stollenfurgga sind mit Fixseilen gesichert. Wer durch ist, wird dort das erste Mal wieder richtig aufatmen können. Wir steigen jetzt das überaus wilde und steinige Stollental ab und treffen bei etwa 1800 m auf den markierten Wanderweg, der von Norden her die Churfirstengipfel erschliesst. Die Zitterpartie ist zu Ende, dafür kommt die körperliche Anstrengung. Knapp 500 Höhenmeter dürfen wir wieder aufwärts tigern. Wir geben Gas. Der Schweiss spritzt in alle Richtungen. Eine Stunde später werden wir belohnt. Wir stehen am Gipfel des Zuestoll, meinem fünften Churfirsten. Erst jetzt können wir uns fallen lassen und schliesslich auf den markierten Wegen zur Mittelstation Iltios abwandern. Dieses grossartige Churfirstenabenteuer, das trotz Bergbahn, hohe körperliche und psychische Ansprüche stellt, wird unvergessen bleiben.
Routeninformationen
Schnürliweg - Zuestoll (2235m)
Letzte Änderung: 30.09.2007, 20:53Aufrufe: 1952 mal angezeigt