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Verhältnisse vom 24.05.2010

Les Droites – Brèche (Ginat-Route) (3944m): Nordwand (Ginat et al., 1978)

HochtourAusgezeichneter Eintrag
2 Personen
Hauptziel erreicht
gut
Insgesamt gute Bedingungen, hartes, aber griffiges Eis; mehr Blankeis, auch im unteren zentralen Eisfeld, als erwartet. Gut abzusichern.
südseitig sind schon viele Nass-Schnee-Lawinen abgegangen
müßte unter den momentanen Witterungsbedingungen gut bleiben
Anfahrt: Per Zug nach Argentiere. Bei der Abfahrt in Martigny mit dem Mont Blanc-Express (Gleis 41) beachten, dass das Gleis 41 sich genau gegenüber (stadtwärts!) von Gleis 1 befindet.
Übernachtungsoptionen in der Zwischensaison in Argentiere zwar beschränkt, aber Hotel de la Couronne in Ortsmitte an der Durchgangsstraße wegen des alpinen Flair („hat Stil“) empfohlen (Tel.:+33(0) 450 540002).

Seilbahn nach Lognan / Grands Montets in der Zwischensaison ab ca. Mitte Mai bis Mitte Juni außer Betrieb. Genaue Angaben dazu siehe: http://www.compagniedumontblanc.fr/pages/horaires_ete.html

Zustieg: Ref. d´Argentiere: Von der Talstation der Grands Montets-Bahn unschön auf der Piste bis zur 2. Rechts-Kehre und weiter ca. 100 m nach rechts in Richtung Lognan hinauf. Bei kleinem Steinmann den Wanderweg nach links i.S. des Aufstiegs einschlagend zum Chalet Militaire du Lognan. Von dort weiter zum Ref. d´Argentiere (Tel.: +33(0)450 531692, Tél. privé du gardien: +33(0)622.042500). In der Zwischensaison nur Winterraum offen, 14 Plätze, bezogen auf die Plätze relativ wenig Decken, innen wie außen verschmutzt (keine Toilette gefunden), für den Ofen/Herd kein unmittelbar verwendbares Holz im 20 m entfernten eingeschneiten Schopf, kein Gaskocher, nur Töpfe und Geschirr vorhanden. Diffuses Schmelzwasser vom Dach.

Material: 2x50 m Seil, 1 Biwaksack, 2 leichte Daunenjacken, 7 (auch kürzere) Eisschrauben, 9 Expreß-Schlingen, 5 Haken, 2 Abseilgeräte, je 2 Eisgeräte, 10-12 Schlingen, 5 T-Blocks, 6 Friends

Für eine Modetour im Chamonixzirkus bei den momentanen Wilderness-Bedingungen und fehlenden Interessenskonflikten mit Sportartikel-, -geschäfts-, Automobil-, Seilbahn-, Heli-, Medien- oder gar bulliger Drogisten-Drinkindustrie („the authors have no financial conflict of interest to declare...") eine sehr schöne und einsame Amateuraktion.

Die Autoren sind sich des Problems der Entwilderung der Route durch den Hang zu reduktionistischem Detailismus und Selbstdarstellung bewusst, ebenso wie der Verführung durch Fortschritt von Materie und Technik, was die ehemalige Nr. 99 (ED) zu TD+ reduzierte – hoffen aber auf das Potential von Natur und Klima auf Entropie und somit in Bezug auf die Eisschläuche auf baldige Verwilderung…

Albrecht Gauss (T.d.T.) mit C.N.
Verhältnis Bilder

Routeninformationen

Les Droites – Brèche (Ginat-Route) (3944m)

Nordwand (Ginat et al., 1978)
Bergschrund relativ weit rechts i. S. des Aufstiegs einfach überwunden (3 Schritte 70 Grad!). Dann leicht rechts haltend das Firnfeld im Trittschnee soweit hinauf, bis an dessen Ende sich links – von unten schlecht einsehbar – ein ins zentrale Eisfeld führender Eisschlauch öffnet. Durch diesen (z.T. ca. 70 Grad, auf der linken Seite des Eisschlauches sekundär 2 Haken im Fels gesichtet) auf das zentrale Eisfeld und in Firn und Blankeis bis unter die Zone des kombinierten Fels- und Eisteils mit dem Beginn der Schwierigkeiten. Ab hier, zunächst in die mittlere Eisrinne einsteigend, insgesamt 11 Seillängen (50 m Seil) hoch gesichert. Die letzten 80-100 Höhenmeter bis zur Breche Trittschnee. Details s. Abbildung.
Abstieg:
Ca. 10-15 m westlich (rechts i.S. des Aufstiegs von Norden) oberhalb der Scharte fand sich am Felsgrat, der zur 1. Graterhebung in Richtung Westgipfel führt, die 1. Abseilstelle für den Abstieg nach Süden durch das S-Couloir. [Die folgenden Seitenangaben (links, rechts) beziehen sich immer auf die Blickrichtung nach unten, i.S. des Abstieges]. Die 2. Abseilstelle war auf der linken Seite nach ca. 40 m. Von dort knapp 50 m zur 3. Abseilstelle rechts des Couloirs abgeseilt. Nach insgesamt 4 Abseilaktionen im Couloir ca. 70-100 Höhenmeter bis kurz vor eine unangenehme abschüssige Felszone mit zentralem Bach abgestiegen und dann Abseilstelle rechts am Couloirrand genutzt. Die nächste Abseilstelle fand sich wieder links des Couloirs, von dort ca. 30 – 40 etwas links haltend abgeseilt und dann wieder ca. 100-130 Höhenmeter direkt nach unten abgestiegen bis vor den letzten Felsabbruch oberhalb des Bergschrundes. Abseilstelle links an Felsturm, ca. 50 m abgeseilt bis ca. 30 m oberhalb des Bergschrundes. Dann nach rechts gequert zu letzter Abseilstelle an Felswand und schräg nach links haltend in der Lawinenrinne über den Bergschrund geseilt. Der Bergschrund hätte sich wahrscheinlich auch ganz am rechten (westlichen) Rand oder durch Sprung aus der Lawinenrinne überwinden lassen, war aber schön überhängend mit tiefem Schrund. Weiterer Abstieg von dort schräg rechts haltend bis zu erster Abflachung auf ca. 3200 m (Biwak wegen zunehmender Dunkelheit und über knietiefem Einbrechen im Schnee, auch als Hommage an die Entschleunigung und den einmaligen Panorama-Blick auf die terra fina von Gr. Jorasses und M. Blanc-Ostseite).
Am Folgetag Abstieg zunächst eher gerade hinunter, im weiteren Verlauf schräg links haltend abwärts zu den felsdurchsetzten Firnfeldern, die weiter links haltend absteigend zum rechten Moränenrand am Le Jardin de Talefre führen. Bis ca. 100 Höhenmeter oberhalb des Talbodens, der sich bei ca. 2650 m befindet, abgestiegen (also bis ca. 2750 m), dann an den linken Moränenrand gequert und über eine Schneerampe auf der SSO-Seite des Le Jardin de Talefre vollends in den Talgrund. Ski- und Schneeschuhspuren folgend nach SW östlich unter der Ref. Couvercle entlang bis zu der Schlucht / Rinne direkt östlich unter der Hütte bzw. der Tete du Couvercle und durch diese bis ca. 100 Höhenmeter oberhalb des Gl. Leschaux, wo der Bach inmitten der Rinne reißend wird. Hier entweder ca. 30 m an den Fuß des Felspfeilers an den rechten Schluchtrand queren und von dort auf den Gletscher oder nach einer Linksquerung im Zick Zack den Skispuren folgend auf den Gl. Leschaux (wahrscheinlich nicht für Sommer-Abstieg geeignet).
Dann Richtung Mer de Glace und auf diesem zunächst noch etwas einsinkend, später angenehmer auf aperen Partien zum bitteren Ende zu den infiltrativ an den Felsplatten oberhalb des Mer de Glace sprießenden Eisenleitern und über diese mindestens 100 Höhenmeter hinauf nach Montenvers.
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