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HochtourGuter Eintrag
2 Personen
Hauptziel erreicht
Am Vortag gab es noch viele Quellwolken, welche vor allem den Ortlergipfel umhüllten. Schon der Zustieg zur Hütte ist ein wahres Erlebnis. Die ca. 300 Hm spürt man kaum, dafür eröffnet sich einem bei jedem Streckenabschnitt ein neuer Blick die herrliche Bergwelt. Nach guter Stärkung mit Speis und Trank haben wir dann noch den Zustieg zum Hintergrat erkundet und sind bis ca 3.210m aufgestiegen. So konnten wir uns bestens auf die Tour akklimatisieren und den Weg bis dahin einprägen. Am Abend lösten sich die Wolken auf und eine herrlich klare Vollmondnacht war uns beschert. Auf der Hütte herrschte eine entspannte und angenehme Stimmung. Wir haben durchwegs nette Leute kennengelernt. Die Übernachtung war kein wirkliches Schlafen sondern eher ein Ruhen, so gut es eben ging. Acht Leute im kleinen Raum geben schon eine dicke Luft ab und gewisse Geräusche sind auch nicht schlafförderlich. Aber was macht das schon, wenn nach kurzer Nacht die ganz besondere Tour auf den Ortler los geht.
Wir starten um 3:45 Uhr – einige sind schon aufgebrochen. Der Vollmond leuchtete uns zu Beginn des Weges in hellem Silberschein bis er hinter der Königspitze verschwindet. Bis dahin konnten wir auf die Stirnlampe verzichten. Wir steigen langsam und gleichmäßig auf. Einige hetzen an uns vorbei und wenig später holen wir den ersten schon ein, weil ihm die Puste ausging. Die zunehmende Höhe machte uns keine Probleme und im Aufstieg bis zum ersten Eisfeld gab es keine nennenswerten Schwierigkeiten. Da kündigte sich im unbeschreiblichen Morgenrot ein herrlicher Tag an. Nach der Umgehung des Signalkopfes gab es vor der Verschneidung einen kurzen Stau, wo wir etwas warten mussten. Es ging alles sehr diszipliniert ab. Eindrucksvoll klettern wir dann über zwei Stellen im 4. Grad, welche ich im Vorstieg gehen durfte, und sonst max. im 3. Grad Richtung Gipfel. Das zweite ca. 40° steile Eisfeld ist sehr beeindruckend und bietet Motive für spektakuläre Fotos. Alle Eisfelder gingen wir Dank Firn und Stapfspuren ohne Steigeisen – ab dem zweiten jedoch gesichert.
Erhebend und unbeschreiblich war das Gefühl, dann auf dem Gipfel zu stehen. Es gab zwar ein paar hohe Wolken und es bildeten sich Quellwolken, aber die Gipfel im Ortlergebiet - auch der Ortler selbst- blieben frei. Es herrschte kaum ein Wind und eine dünne Jacke genügte am Gipfel. Wir genossen eine geraume Zeit die herrliche Rundsicht und hielten gemütliche Gipfelrast.
Mit Steigeisen bewehrten Füßen machten wir uns dann zum Abstieg auf. Der weiträumige und anfangs flache Gletscher ist beeinduckend. Größere Spalten tun sich dann im steileren Abbruch auf. Immer wieder überqueren wir ominöse Risse im Schnee, die Spalten erahnen lassen. Trotz klarer Steigspuren bleiben wir wachsam. Beim Lombardi-Biwak nahmen wir die Abseilstelle, die wir für uns alleine haben und umgehen das Bärenloch. Über die Eisrinne und steilen Flanken mit Schneefeldern erreichen wir den ausgesetzten Nordgrat. Es ist wieder Stauzone. Als wir ankamen, warteten schon einige ca 1,5h an der Schlüsselstelle. Für uns war auch ein bisschen Warten angesagt. Die Zeit konnte zum Ausruhen und Stärken genützt werden. Das Wetter blieb nach wie vor stabil, was sicherlich auch hier zu der entspannten Stimmung beitrug. Beeindruckend luftig steigen wir über den Grat ab bis zum großen Finale beim Wandl, welches entschärft mit Eisenketten ohne großen Sicherungsaufwand abgestiegen wird. Kupiert mit noch ein paar Kletterstellen kommen wir dann hinüber zur J.-Payerhütte. Auf dem Weg dort hin bleiben wir immer wieder stehen und schauen respektvoll zurück.
Bei der Hütte geben wir interessierten Bergsteigern gerne Auskunft zur Überschreitung, die sich ebenfalls mit uns freuten und zum Erfolg gratulierten. Nochmals frisch gestärkt mit Speis und Trank machten wir uns dann nach Sulden auf. Der Abstieg vorbei an der Tabrettahütte ist wunderschön angelegt und kurzweilig. Der Gedenkstein unterhalb der Ortler-Nordwand erinnert an etliche Unglücke in dieser eindruckvoll einzusehenden und für uns unheimliche Wand. Nach einer kurzen Rast gehen wir weiter. Es wird gewittrig und es beginnt leicht zu regnen, was uns in keiner Weise mehr stört. Wohlbehalten erreichen um ca. 19:30 h Sulden.
Ein schon länger gehegter Traum ist in Erfüllung gegangen und das bei besten Verhältnissen! Wir sind ein hervorragend eingespieltes Team und es ist eine Freude gemeinsam derartig fulminanten Unternehmungen zu meistern. Rudi, es war eine unvergessliche Tour mit Dir und ich freue mich schon auf die nächste große gemeinsame „Fahrt“!
Die vielen netten Leute, die wir auf den Hütten und auf der Tour getroffen haben, waren ebenfalls eine Bereicherung, die ich nicht missen möchte.
Weitere Fötile sind uf http://www.spaceglider.at/touren/bsm.htm …
Verhältnis Bilder
Letzte Änderung: 16.08.2011, 11:38Aufrufe: 2676 mal angezeigt

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Kartenmaterial

Kartenmaterial Umgebung
Kartenmaterial Ergänzend:

Tabacco 08: Ortles – Cevedale, Ortlergebiet, M: 1: 25000; Kompass 636: Ortler, M: 1:25000; WK 072: Nationalpark Stilfser Joch, M. 1:50000

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Ortler (3905m)

Überschreitung Hintergrat - "Normalweg" (Nordgrat)

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