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Verhältnisse vom 06.04.2015

Monte Brento (1545m): Via Vertigine (A2, VI+)

KlettertourGuter Eintrag
2 Personen
Hauptziel erreicht
Eine der wohl jüngsten Seilschaften in der Via Vertigine (VI+, A2, 1000m)

Ich hänge in meinen Steigleitern am „Adlerschnabel“, dem äußersten Zipfel der 120 Meter ausladenden Ostwand des Monte Brento und freue mich, dass der nächste Stand nicht mehr weit weg ist. Eintausend Meter unter mir sehe ich den Einstieg. Dazwischen ist verdammt viel Luft. Wie wir hier hergekommen sind?

Es sind Osterferien, mein Kletterpartner Finn Koch (18) und ich (16) fahren mit zwei Bekannten für vier Tage nach Arco. Als erstes klettern wir Mescalito an der Rupe Secca, dann White Crack am Colodri. Vor einem halben Jahr beim Nachwuchscamp Alpinklettern des DAV (http://www.alpenverein.de/bergsport/expeditionen/dav-nachwuchsfoerderung-erstes-nachwuchscamp-im-alpinklettern_aid_14947.html) hat uns Fritz Miller schon einen Floh mit einer Route am Brento ins Ohr gesetzt. Wir wollen die letzten zwei Tage nutzen und unsere Pläne in die Tat umsetzten – und prompt treffen wir Fritz am Parkplatz bei den Sonnenplatten; wie klein die Klettererwelt doch ist. Es gibt noch ein paar Informationen und Ratschläge, ein wenig Material und schon sind wir auf dem Weg zum Einstieg. Der untere Teil der Vertigine ist einfach und liegt nach gut drei Stunden hinter uns. Wir machen uns auf die Suche nach einer geeigneten Stelle zum Schlafen. Finn geht in der Querung vorraus: „Das müsste unser Biwakband sein!“ Ich komme nach: „Nicht im ernst jetzt, oder?“ Egal, wir haben eh nur eine Matte und einen Schlafsack für uns Beide dabei und ab 19 Uhr nichts zu tun. Naja, dann gut Nacht …

Um drei Uhr klingelt der Wecker. Es wird ausgiebig gefrühstückt (ein halbes Käsebrot für Jeden ;)) und wir starten die 600 m technische Kletterei Richtung Top. Ich übernehme den Vorstieg gern und wir bleiben dabei, da Finn mit den Leitern noch nicht so fix ist. In der zweiten Seillänge fängt meine Stirnlampe an zu blinken, das heißt jetzt aber nicht, dass die bald le … plötzlich ist es dunkel. Na toll, ich ziehe mir am Haulseil Finns Lampe hoch und er muss im Dunkeln nachsteigen. Gott sei Dank ist es dann auch bald hell.

Die Kletterei ist eigentlich nicht sonderlich anspruchsvoll, aber lang anhaltend und kräftezehrend. Trotzdem noch ein paar Einzelheiten: Im zentralen Dach fehlt ein Bohrhaken direkt unter der Kante und die Schlinge, die von oben herunterhängt wird vom Wind immer wieder umhergeschleudert. Ich stemme mich in die Leitern … und danebengelangt. Blöd, wenn man nur 1,68 ist. Weiter geht es in der 11. SL, in der auch Haken fehlen, einmal muss man kurz drei exponierte Meter frei klettern, ein andermal lässt sich die Lücke überbrücken indem man eine Schlinge auf einen Rivet hängt … Luft anhalten und durch =D. Die Länge am Adlerschnabel hat relativ geringe Hakenabstände und ist vergleichsweise einfach (weil da halt auch alle Haken da sind).

Schließlich stehen wir nach 13 Stunden ununterbrochener Kletterei oben auf dem ausgelatschten Fleck von dem die Basejumper abspringen. Unsere erste Bigwall ist geschafft, unsere Hände und Füße auch!

Facts und Tips für Wiederholer:
- Material: 2 Leitern pro TN, 60m Einfachseil, 60 m Halbseil zum haulen, ca. 18 – 20 Exen, Mini Traxion, Cheaterstick oder Handbohrset für Notfälle, Handschuhe, 1 Matte (eine liegt schon dort), 1 Schlafsack, ca. 4l Wasser, sonstige Notfall- und Kletterausrüstung
- Zustieg ca. 1h; Unterer Wandteil ca. 3h; Oberer Wandteil ca. 13h; Abstieg nach S. Giovanni ca. 1h
- Das Band muss sehr weit nach rechts gequert werden um an eine einigermaßen gemütliche Liegestelle (etwas bewaldet) zu kommen. Dort ist ein kleiner, recht steinschlagsicherer Gufel
- Alle Stände sind super ausgestattet, es fehlen nur wenige Bohrhaken und an solchen Stellen ist meist der Darüberliegende mit einer Reepschnur verlängert
- Ich weiß nicht, warum überall steht der Abstieg soll nicht unterschätzt werden (2h?), einfach dem Pfad der Basejumper folgen (vom Top nach rechts durch den Wald kurz ansteigend, dann nach links Richtung S. Giovanni hinunter bis man auf eine Schotterstraße trifft, ab hier sogar beschildert, insgesamt 1h)
Persönliche Bilder

Routeninformationen

Monte Brento (1545m)

Via Vertigine (A2, VI+)
Grundsätzlich 2-Tages BigWall. Im Unteren Teil vor allem Freiklettern bis VI+, im oberen Teil Techoklettern A2. Der untere Wandteil ist zwar eingebohrt, aber sehr brüchig und weite Runouts müssen (v.a. im oberen Teil) auch bei heiklen Passagen (nass) in Kauf genommen werden. In Wandmitte 2 SL nach rechts queren zu kleinem Biwakplatz (1.BH). Zum Einstieg des Technoteils leiten Fixseile (Jümars!!)
siehe Führer "Hohe Wände im Sarcatal". Bis zum Ausstieg der Sonnenplatten, dann mühsam durch Geröll und Wald zum Einstieg.
Letzte Änderung: 09.04.2015, 20:23Aufrufe: 17868 mal angezeigt

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