Guardaskopf (2720m)09.10.2025
Verhältnisse vom 20.09.2025
Piz Tavrü (3168m): E-Grat Piz Tavrü mit Abstieg in die E-Rinne der NE-Flanke
Ich stand schon am 10.08.2024 auf dem Piz Tavrü. Damals bin ich die E-Rinne in der NE-Flanke hoch- und hinabgestiegen. Heute möchte ich den E-Grat zum Piz Tavrü von der Fuorcla Nüglia anschauen und die W- oder E-Rinne in der NE-Flanke absteigen. Letztes Jahr war ich da 6 Wochen früher unterwegs, wo es noch angenehme Schneereste in den Rinnen hatte, heute ist davon nichts mehr zu sehen, so, dass mein Abstieg ohne Schneekontakt deutlich anspruchsvoller wurde wie damals.
Wie schon letztes Jahr fahre ich für den Piz Tavrü auch heute mit dem E-Bike von Tschierv aus dem Val Müstair nach S-charl hinüber und flitze gleich weiter in das Val Tavrü bis unterhalb der Alp Tavrü. Das E-Bike parkiere ich unter dem gleichen Busch wie damals. Es fühlt sich wie Routine an. Nachdem der Wanderweg sich in Luft auflöst, steige ich heute nicht zum Mots da Nossa Donna, sondern der Era Veglia entlang via P2171 um den Hügel von Marangun in direkter Linie zur Fuorcla Val Nüglia (P2846) zu erreichen. Dank einer durchgehenden Murgangs Rinne steige ich mittig davon auf ziemlich festem Geröll angenehm hoch. Seitlich davon wäre es sehr kräfteraubend! Kurz vor der Fuorcla Val Nüglia komme ich doch noch in dem Genuss von stark rutschigem Kies, der sich mit Geröll abwechselte. Ein Schritt vorwärts, zwei zurück. Bekanntes Gefühlsspiel. Ich steige direkt hoch bis unter die Felsen östlich der Fuorcla Val Nüglia und traversiere scharf unterhalb dieser auf einer Tierspur zur Fuorcla Val Nüglia. Da komme ich an, möchte eine Pause einlegen, doch der böige Wind vermiest hier eine Rast. Nur knapp fliegt mir mein Sonnenhut davon. Ohne Pause und ohne Essen steige ich nun zum E-Grat des Piz Tavrü.
1. Versuch:
Direkt auf dem Grat komme ich zu einer langen und steilen Wandstufe, die wegen dem vielen Kleinkies auf den Felsen anspruchsvoll aussieht. Es fehlen hier einfach gute Griffe in den Felsen, die genug Sicherheit für einen Aufstieg geben. Zudem hat es nach rund 5 Meter eine senkrechte, ja, sogar leicht überhängende Stelle drin. Hinauf soll man nur dort, wo man auch wieder absteigen kann. So folge ich die Anweisung des Tourenführers und probiere südlich eine passablere Rinne zu finden.
2. Versuch:
Ein paar Meter südlicher vom ersten Versuch sehe ich eine noch anspruchsvollere Rinne (eng, fast senkrecht und keine gute Felsengriffe drinnen), die nun wirklich unmöglich zu besteigen ist!
3. Versuch:
Nochmals etwas südlicher vom zweiten Versuch sehe ich zwei grössere Rinnen. Die linke sieht nicht einladend aus, denn sie hat ziemlich am Anfang schon zwei grosse Steinbrocken im Fels drinnen, die ein Hochklettern ziemlich anspruchsvoll macht. Die rechte sieht anspruchsvoll, aber sie liegt noch in meinem Rahmen des machbaren. Ich akzeptiere sie und versuche in dieser über Kies und Schutt hoch zu kommen. Ein grosser Brocken Stein versperrt mir den Weg, er verstaut hinten ganz viel Kies. Sehr vorsichtig taste ich alles ab, alles scheint beweglich zu sein. Bin ich da richtig? Ich steige hier spreizbeinig zwischen den seitlichen stabilen Felsen hoch ohne den grossen Brocken Stein zu berühren (III-er). Oben angekommen sieht das Gelände wie beim 1. Versuch aus; Kies auf steile Felsen. Ich werde schon wieder misstrauisch und nach ein paar weiteren Höhenmeter ziehe ich die Reissleine und kehre vorsichtig und mühsam wieder um. Der grosse Brocken von Stein löst sich bei meiner Ankunft, knallt hinab und eine riesige Kieslawine rutscht ihm hinterher, jedoch ohne mich. Verstaubt und mit etwas zittrigen Beinen steige ich wieder breitbeinig diese Stelle wieder hinab und suche mir weiter südlicher einen weiteren Durchschlupf. Irgendwie habe ich mir den Einstieg einfacher vorgestellt…
4. Versuch:
Nochmals etwas südlicher vom 3. Versuch sehe ich steiles, aber offenes Gelände. Über diesen grossen Schutthang, der seitlich viele stabile Felsen aufweist, steige ich unschwierig hoch zum Grat. Nichts im Vergleich zu den drei Versuchen von vorhin...
Oben angekommen sehe ich einen kleinen Steinmann von drei Steinen gleich unterhalb vom grossen Gratkopf, der mir endlich die Zuversicht schenkt, die ich mir wünschte. Wenigstens er, denn der weitere Gratverlauf sieht alles andere als einfach aus. Es ist nicht nur die Schwierigkeit diesen Gratkopf zu erklettern, sondern, dass ich vorhin sah, dass das Gelände gleich nach diesen Gratkopf ziemlich senkrecht hinab geht. Ich wähle spontan eine Kiesrinne nach SW, rutsche da vergnügt kurz hinab, traversiere nach W und steige eine zuerst noch gemächliche Rinne, mit etwas Schutt drinnen, wieder in Richtung Grat hoch. Voller Neugier schaue ich zurück zum Gratkopf, um zu schauen, was auf mich zugekommen wäre: Ich hatte heute da ausnahmsweise mal recht. Der Abstieg vom Gratkopf sieht, v.a. in der unteren Hälfte, sehr anspruchsvoll aus. Sehr steil und rutschig, siehe hier das erste Bild bei den persönlichen Bilder.
Die gemächliche Rinne aus Schutt zeigt sich oben sein wahres Gesicht. Entweder steigt man aus der Rinne nach Westen über glatte Felsen ins Ungewisse aus, was ich deswegen unterlasse, oder man bleibt in der Rinne und zwängt sich durch einen kleinen Riss hindurch mit der Hoffnung oben einen Durchschlupf zu finden. Ich ziehe mein Bauch ein und bin dankbar für den böigen Wind, denn dank ihm habe ich auf der Fuorcla Val Nüglia keine Pause gemacht und so nichts zu mir genommen. Alles hat im Leben wohl seinen Sinn! Ich fühle mich jetzt schon ein wenig weiser! Somit zwänge ich mich durch diesen Riss hindurch, der mich direkt auf dem Grat wieder ausspuckt. Hier bekomme ich eine ganz neue Sicht zum E-Grat zu Gesicht! Es ist eine grandiose Aussicht von hier, obwohl ich gar noch nicht auf dem Gipfel bin!? Ich sehe P3111, den Piz Tavrü und die sehr steile E-Rinne der NE-Flanke. Ich sehe jedoch auch, dass bis zu P3111 noch einiges an Arbeit vor mir liegt. Neben Türme und abschüssige Stellen sind bis da noch mindestens zwei Rinnen, eine Kleine und eine Grosse, die sich nach Süden hinabschauen, zu überqueren.
Ich versuche auf dem Grat zu bleiben, komme aber schon bald an einer abschüssigen Passage, steige kurz zurück, leicht nach Süden hinab und traversiere die erste kleine Rinne ohne Probleme. Über Kies und Schutt auf den Felsen traversiere ich südlich vom Grat weiter nach Westen zur grossen Rinne. Auf einen kleinen Band im Felsen komme ich, dank eingezogenem Bauch (danke Wind und kein Essen) bei einem herausstehendem Felsbrocken, gut in die grosse Rinne hinein. Doch wie ich da auf der anderen Seite wieder hochklettern soll macht mich etwas Kopfzerbrechen.
In der Rinne angekommen spüre ich von oben Steinschlag. Wie kann das sein? Zufall oder ein Tier will mich verscheuchen (a là; du Mensch gehörst hier sicher nicht hin! Recht hat er ja...). Ich klettere reflexartig die sehr steile W-Wand von der Rinne hoch, damit der Steinschlag nicht zu einem Kopfschlag wird. Doch ich höre wieder nur den Wind. Beruhigt versuche ich hier in dieser Wand weiter hochzuklettern, komme in mühsamen III-er Gelände und steige wieder hinab zur Rinne. Ich steige diese Rinne nach Norden hoch und sehe einen kleinen durchgehenden Riss in der Felswand, den ich gerne zum Klettern gebrauchen möchte. Auf den Fussspitzen mit dem Gesicht zur Wand (hoffentlich ohne Kopfschlag von oben) steige ich vorsichtig aus dieser Rinne heraus (III-er Stelle) und komme so in abschüssigem Gelände mit wenig Spielraum. Ich schaue nach Westen und sehe 4 Meter vor mir ein Mensch, der mir entgegenkommt. Habe ich unbewusst einen Kopfschlag erlitten und halluziniere? Die Halluzination wird zur Realität, als sich herausstellt, dass er auch ein Einheimischer, nicht aus dem Val Müstair, sondern aus Scuol ist. Dieser Gipfel liegt auf der Regionen Grenze, gehört somit zu beiden Regionen! Das gibt es doch nicht!? Dann höre ich wieder viel Schutt von oben in die Rinne hinabdonnern und sehe zwei weitere Halluzinationen, äh, Einheimische aus Scuol. Das gibt es doch nicht hoch zwei!? Nun hat sich das Steinschlagrätsel doch noch logisch gelöst. Es war nicht vom Wind, nicht von einem Tier, sondern von Menschen gemacht! Alle drei sind mit Kletterausrüstung gut bewaffnet, waren zum ersten Mal auf dem Gipfel und sind ebenfalls überrascht hier oben noch eine weitere Menschenseele zu sehen. Das Gelände lies einen langen Schwatz aber nicht zu, schon auch nur wegen dem Wind, so, dass ich wieder nach oben und sie weiter nach unten steigen mussten. Doch wie kann ich den Einheimischen auf dieser fussbreiten Spur in abschüssigem Gelände traversieren? Er hält sich am Felsen fest, gibt mir eine Hand und lässt mich sicher hinüberpassieren. Danke nochmals für deine dargebotene Hand! Eins steht fest, wir alle vier waren der Überzeugung, dass dieser E-Grat sehr anspruchsvoll und wegen dem Schutt und Geröll auch sehr mühsam ist. Am liebsten hätten wir wohl alle einfach einfach eine direkte südliche Rinne nach Süden genommen, wäre diese Region nicht im Nationalpark! Nach dieser schwierigen Passage stehe ich unterhalb von P3111 und sehe, dass sich das Gelände bis zum Piz Tavrü auf der westlichen Seite endlich einmal angenehmer wird. Zuerst auf dem Grat, später über Schutt traversiere ich schon fast als Spaziergang westlich vom Grat die SW-Flanke und steige ohne Schwierigkeiten zum Piz Tavrü mit Stock, aber ohne Gipfelbuch.
Der Wind bläst nun stärker wie noch bei der Fuorcla Val Nüglia. Es sieht nicht so aus, als kann ich, trotz grandioser Sicht, lange hier oben aushalten. Dennoch schaue ich mir kurz noch den W-Grat vom Piz Tavrü an. Von oben sehe ich, dass der Sattel zwischen P3137 und Piz Tavrü , wo die W-Rinne in der NE-Flanke endet, ohne Probleme erreicht werden kann. Doch wie diese Rinne zu meistern ist liegt weit weg in den Sternen. Ein grosses Fragezeichen wird wohl auch die Kletterei hoch zum W-Gipfel Piz Tavrü (P3137) sein. Denn ab dem Sattel wird der Grat senkrecht, wo man links, resp. südlich davon einen Durchschlupf finden muss. Das noch grössere letzte und dritte Fragezeichen ist, wie der Grat nach P3137 wohl aussieht…. Die Fuorcla Tavrü, in der Karte nur noch als P2855 eingezeichnet, liegt im Nationalpark und kann somit als Abstieg nicht gewählt werden. Einzig bei P3044 sieht aus der Val Tavrü eine passable Rinne nach E hinabfallen, die jedoch in keinem Tourenführer erwähnt ist.
Es sind zu viele Fragezeichen und der Wind fängt langsam an etwas zu nerven. Wäre heute nicht dieser Wind gewesen, wäre ich kurz zum Sattel westlich hinabgestiegen um es mir mal anzuschauen. Ich entscheide mich heute kein Risiko einzugehen und wähle für den Abstieg die mir bekannte E-Rinne der NE-Flanke. Letztes Jahr, siehe Eintrag von mir vom 10.08.24, war hier der Abstieg schnell und effizient. Heute soll es auch so sein, dachte ich zumindest…
Ich steige direkt vom Gipfel sehr steil auf hartem erdigen Boden nach Norden und erreiche über viel Kies den kleinen Sattel. Von hier steige ich zum Einstieg in die Rinne hinab. Komisch, dass diese Stelle nun zu steil für einen Abstieg ist? Damals war das nicht so. Ach ja, damals hatte die Rinne ja auch noch Schnee drinnen. Nun ist das Gelände deutlich steiler geworden. Im Schnee konnte ich mir damals gute Tritte einhauen, sogar ohne Steigeisen, was mit diesem harten Boden heute unmöglich ist. Es hat nebenan keine festen Steine oder Felsen, um diese Stelle hinab zu klettern. Der Boden ist sandig und betonhart. Ich kann diese Stelle nicht guten Gewissens in so steilem Gefälle passieren. Ich überlege hier nochmals zurück zum Gipfel zu kehren und als Abstieg die Aufstiegsroute zu wählen. Widerwillig packe ich doch noch meine Not-Reep-Schnur aus, finde nur einen einzigen Stein, der mir nicht wegrutscht, binde es dort herum, vergrabe es mit Steinen und steige so mal die ersten 5 Meter in die Rinne hinab, finde da zum Glück noch einen weiteren runderen, der im harten Boden schon einbetoniert ist, riskiere es mit der Eingrabe-Notall-Technik und steige so nochmals 5 Meter hinab. Naja, dies ist das Gegenteil von schnell und effizient. Doch nun ist die Wahl, wieder zurück zum Gipfel zu kehren, gänzlich gestrichen, denn hier hoch würde ich wohl nicht mehr einfach so kommen. Als würde das nicht genügen, kommt plötzlich Steinschlag von S nach N in diese enge Rinne herab. Zuerst nur Geröll, später auch mal etwas Grösseres hinterher. Nur 2 Meter neben mir donnert ein Gesässbreiter Steinbrocken hinab. Also keine Menschen, keine Tiere, das kann nur noch der Wind oder das Permafrost sein... Ich flüchte reflexartig in der Rinne am nördlichen Rand und kann hier wie im Kino zusehen, wie die Rinne als Rutschbahn dient. Nach einer gefühlten langen Minute wird es wieder ruhig und mir bleibt wohl oder übel nichts anderes übrig, als hier weiter hinab zu steigen, am liebsten im Turbo-Modus, was aber das Gelände leider nicht her gab. Ich steige weiter hinab zu einem grossen Stein, der die Rinne blockiert. Klettere diesen, dank der Seitenwand, gut hinab zur III-er Stelle in der zweiten Rinne, die sich in der oberen, resp. die zweite Rinne, sich mittig befindet. Diese Stelle mit den plattigen Felsen mit Sand bestückt ist, wie letztes Jahr auch schon, ein Graus. Ich finde da nicht gleich guten Halt, möchte mich hier wegen dem Steinschlag nicht lange aufhalten, packe rasch wieder die Reep-Schnur aus, finde nichts Stabiles um das Seil zu fixieren, vertraue einem winzigen Daumenstein mein Gewicht an, und komme so diese Stelle so rasch hinab. Nun endlich weniger Steil hinab über Schutt und Geröll zum Ende der zweiten, resp. zum Anfang der ersten oberen Rinne. Zuoberst fliesst in der Rinne etwas Wasser hinab. Es scheint hier eine Art Quelle im Felsen zu geben. Das Gestein wird deswegen sehr rutschig. Aus dem Turbo-Modus wird es wieder ein Langsam-Modus, was die Nerven etwas strapaziert. Da komme ich an einer zweiten Stelle an, die hinabgeklettert werden muss (III-). Diese hatte ich schon ganz vergessen gehabt… Danach steige ich etwas östlich ausholend in eine andere Rinne, die weiter unten wieder in die ersten Rinne mündet. Ab der Mitte hat es östlich am Rande doch noch Schnee unter dem Schutt (oben hätte ich den Schnee lieber gehabt), Erinnerungen am Piz dals Vadès, wo ich auf meinem Allerwertesten deswegen ausgerutscht bin, kommen hoch. Die Schürfung am rechten Knie, gleich neben der des Piz dal Cuatal von vorgestern, genügen mir für heute. Ich versuche auf feste Felsen weiter hinab zu steigen und komme unten endlich aus dieser Rinne wieder heraus. Zuoberst in feinstem Kies, später im Schutt und unten im Geröll rutsche ich beim Gravas Alba vergnügt hinab zu P2495 und steige mit müden Beinen zum Bach beim God da la Sprella (P2097), wechsle meine Schuhe, humple zurück zum Velo und flitze dank dem E-Motor genüsslich via S-charl zurück nach Tschierv.
Schade, dass ich die drei Einheimischen im Val Tavrü nicht mehr gesehen habe. Meldet euch, wenn ihr dies hier liest!
2.30 Std. Fuorcla Val Nüglia mit Start unterhalb der Alp Tavrü, sonst 1 Stunde mehr zu Fuss von S-charl.
5 Std. Piz Tavrü
7.30 Std. Unterhalb Alp Tavrü
Welche Route ist nun die besser?
Nun, da ich beide Routen begangen bin, stellt sich für den Bergaspirant die brennende Frage, welche nun die bessere Route ist um diesen Gipfel zu besteigen.
Hier muss das Risiko v.a. zeitlich abgewogen werden:
1. Wenn die E-Rinne in der NE-Flanke noch genug-, aber auch nicht zu viel, -Schnee (Lawinengefahr)drinnen hat, was vom Frühsommer bis Mitte August normalerweise der Fall ist, kann sie mit Steigeisen und Pickel ziemlich einfach begangen werden. Zudem ist hier die Weg Findung sehr einfach, so, dass man sich ganz mit dem Aufstieg beschäftigen kann. Doch ohne Schnee ist v.a. der Ausstieg der oberen Rinne zum Sattel vor dem Gipfel wegen der zu starken Steilheit in betonhartem Sand und der fehlenden Steine und Felsen für die Handgriffe eine sehr grosse Herausforderung. Zudem muss man den Steinschlag in Kauf nehmen, der in der unteren sowie auch in der oberen Rinne während des ganzen Aufstiegs ein Problem ist!
2. Der E-Grat scheint hier im Zweifelsfall die elegantere Lösung zu sein. Sie kann praktisch bis im späten Herbst, resp. bis zum ersten Schnee, problemlos begangen werden, was mehr Sicherheit gibt, wenn man die Schneeverhältnisse vor Ort nicht gerade kennt. Doch auch wenn man sie kennt, hat man leider aus dem Val Tavrü keine Einsicht zur zweiten oberen Rinne! Doch beim E-Grat ist dafür die Weg Findung viel kniffliger, v.a. der Einstieg. Möchte man gänzlich auf dem Grat bleiben, wird die Tour sehr anspruchsvoll und meiner Meinung überschreitet sie die III-er Kletterschwierigkeit und geht schon in Richtung S-. Umgeht man die Stellen leicht südlich in den Geröllrinnen, ist die Tour einfacher, man läuft aber Gefahr über die Nationalparkgrenze zu gelangen, was strengstens verboten ist. Doch auch mit den leichten südlichen Umgehungen, v.a. beim ersten Gratkopf, sind mind. zwei kurze III Stellen zu bewältigen. Zudem hat es ein paar stark abschüssige Passagen, die konzentriert begangen werden müssen.
Falls jemand mal den W-Grat vom Piz Tavrü macht, wäre ich hier um Informationen sehr dankbar!
Wie schon letztes Jahr fahre ich für den Piz Tavrü auch heute mit dem E-Bike von Tschierv aus dem Val Müstair nach S-charl hinüber und flitze gleich weiter in das Val Tavrü bis unterhalb der Alp Tavrü. Das E-Bike parkiere ich unter dem gleichen Busch wie damals. Es fühlt sich wie Routine an. Nachdem der Wanderweg sich in Luft auflöst, steige ich heute nicht zum Mots da Nossa Donna, sondern der Era Veglia entlang via P2171 um den Hügel von Marangun in direkter Linie zur Fuorcla Val Nüglia (P2846) zu erreichen. Dank einer durchgehenden Murgangs Rinne steige ich mittig davon auf ziemlich festem Geröll angenehm hoch. Seitlich davon wäre es sehr kräfteraubend! Kurz vor der Fuorcla Val Nüglia komme ich doch noch in dem Genuss von stark rutschigem Kies, der sich mit Geröll abwechselte. Ein Schritt vorwärts, zwei zurück. Bekanntes Gefühlsspiel. Ich steige direkt hoch bis unter die Felsen östlich der Fuorcla Val Nüglia und traversiere scharf unterhalb dieser auf einer Tierspur zur Fuorcla Val Nüglia. Da komme ich an, möchte eine Pause einlegen, doch der böige Wind vermiest hier eine Rast. Nur knapp fliegt mir mein Sonnenhut davon. Ohne Pause und ohne Essen steige ich nun zum E-Grat des Piz Tavrü.
1. Versuch:
Direkt auf dem Grat komme ich zu einer langen und steilen Wandstufe, die wegen dem vielen Kleinkies auf den Felsen anspruchsvoll aussieht. Es fehlen hier einfach gute Griffe in den Felsen, die genug Sicherheit für einen Aufstieg geben. Zudem hat es nach rund 5 Meter eine senkrechte, ja, sogar leicht überhängende Stelle drin. Hinauf soll man nur dort, wo man auch wieder absteigen kann. So folge ich die Anweisung des Tourenführers und probiere südlich eine passablere Rinne zu finden.
2. Versuch:
Ein paar Meter südlicher vom ersten Versuch sehe ich eine noch anspruchsvollere Rinne (eng, fast senkrecht und keine gute Felsengriffe drinnen), die nun wirklich unmöglich zu besteigen ist!
3. Versuch:
Nochmals etwas südlicher vom zweiten Versuch sehe ich zwei grössere Rinnen. Die linke sieht nicht einladend aus, denn sie hat ziemlich am Anfang schon zwei grosse Steinbrocken im Fels drinnen, die ein Hochklettern ziemlich anspruchsvoll macht. Die rechte sieht anspruchsvoll, aber sie liegt noch in meinem Rahmen des machbaren. Ich akzeptiere sie und versuche in dieser über Kies und Schutt hoch zu kommen. Ein grosser Brocken Stein versperrt mir den Weg, er verstaut hinten ganz viel Kies. Sehr vorsichtig taste ich alles ab, alles scheint beweglich zu sein. Bin ich da richtig? Ich steige hier spreizbeinig zwischen den seitlichen stabilen Felsen hoch ohne den grossen Brocken Stein zu berühren (III-er). Oben angekommen sieht das Gelände wie beim 1. Versuch aus; Kies auf steile Felsen. Ich werde schon wieder misstrauisch und nach ein paar weiteren Höhenmeter ziehe ich die Reissleine und kehre vorsichtig und mühsam wieder um. Der grosse Brocken von Stein löst sich bei meiner Ankunft, knallt hinab und eine riesige Kieslawine rutscht ihm hinterher, jedoch ohne mich. Verstaubt und mit etwas zittrigen Beinen steige ich wieder breitbeinig diese Stelle wieder hinab und suche mir weiter südlicher einen weiteren Durchschlupf. Irgendwie habe ich mir den Einstieg einfacher vorgestellt…
4. Versuch:
Nochmals etwas südlicher vom 3. Versuch sehe ich steiles, aber offenes Gelände. Über diesen grossen Schutthang, der seitlich viele stabile Felsen aufweist, steige ich unschwierig hoch zum Grat. Nichts im Vergleich zu den drei Versuchen von vorhin...
Oben angekommen sehe ich einen kleinen Steinmann von drei Steinen gleich unterhalb vom grossen Gratkopf, der mir endlich die Zuversicht schenkt, die ich mir wünschte. Wenigstens er, denn der weitere Gratverlauf sieht alles andere als einfach aus. Es ist nicht nur die Schwierigkeit diesen Gratkopf zu erklettern, sondern, dass ich vorhin sah, dass das Gelände gleich nach diesen Gratkopf ziemlich senkrecht hinab geht. Ich wähle spontan eine Kiesrinne nach SW, rutsche da vergnügt kurz hinab, traversiere nach W und steige eine zuerst noch gemächliche Rinne, mit etwas Schutt drinnen, wieder in Richtung Grat hoch. Voller Neugier schaue ich zurück zum Gratkopf, um zu schauen, was auf mich zugekommen wäre: Ich hatte heute da ausnahmsweise mal recht. Der Abstieg vom Gratkopf sieht, v.a. in der unteren Hälfte, sehr anspruchsvoll aus. Sehr steil und rutschig, siehe hier das erste Bild bei den persönlichen Bilder.
Die gemächliche Rinne aus Schutt zeigt sich oben sein wahres Gesicht. Entweder steigt man aus der Rinne nach Westen über glatte Felsen ins Ungewisse aus, was ich deswegen unterlasse, oder man bleibt in der Rinne und zwängt sich durch einen kleinen Riss hindurch mit der Hoffnung oben einen Durchschlupf zu finden. Ich ziehe mein Bauch ein und bin dankbar für den böigen Wind, denn dank ihm habe ich auf der Fuorcla Val Nüglia keine Pause gemacht und so nichts zu mir genommen. Alles hat im Leben wohl seinen Sinn! Ich fühle mich jetzt schon ein wenig weiser! Somit zwänge ich mich durch diesen Riss hindurch, der mich direkt auf dem Grat wieder ausspuckt. Hier bekomme ich eine ganz neue Sicht zum E-Grat zu Gesicht! Es ist eine grandiose Aussicht von hier, obwohl ich gar noch nicht auf dem Gipfel bin!? Ich sehe P3111, den Piz Tavrü und die sehr steile E-Rinne der NE-Flanke. Ich sehe jedoch auch, dass bis zu P3111 noch einiges an Arbeit vor mir liegt. Neben Türme und abschüssige Stellen sind bis da noch mindestens zwei Rinnen, eine Kleine und eine Grosse, die sich nach Süden hinabschauen, zu überqueren.
Ich versuche auf dem Grat zu bleiben, komme aber schon bald an einer abschüssigen Passage, steige kurz zurück, leicht nach Süden hinab und traversiere die erste kleine Rinne ohne Probleme. Über Kies und Schutt auf den Felsen traversiere ich südlich vom Grat weiter nach Westen zur grossen Rinne. Auf einen kleinen Band im Felsen komme ich, dank eingezogenem Bauch (danke Wind und kein Essen) bei einem herausstehendem Felsbrocken, gut in die grosse Rinne hinein. Doch wie ich da auf der anderen Seite wieder hochklettern soll macht mich etwas Kopfzerbrechen.
In der Rinne angekommen spüre ich von oben Steinschlag. Wie kann das sein? Zufall oder ein Tier will mich verscheuchen (a là; du Mensch gehörst hier sicher nicht hin! Recht hat er ja...). Ich klettere reflexartig die sehr steile W-Wand von der Rinne hoch, damit der Steinschlag nicht zu einem Kopfschlag wird. Doch ich höre wieder nur den Wind. Beruhigt versuche ich hier in dieser Wand weiter hochzuklettern, komme in mühsamen III-er Gelände und steige wieder hinab zur Rinne. Ich steige diese Rinne nach Norden hoch und sehe einen kleinen durchgehenden Riss in der Felswand, den ich gerne zum Klettern gebrauchen möchte. Auf den Fussspitzen mit dem Gesicht zur Wand (hoffentlich ohne Kopfschlag von oben) steige ich vorsichtig aus dieser Rinne heraus (III-er Stelle) und komme so in abschüssigem Gelände mit wenig Spielraum. Ich schaue nach Westen und sehe 4 Meter vor mir ein Mensch, der mir entgegenkommt. Habe ich unbewusst einen Kopfschlag erlitten und halluziniere? Die Halluzination wird zur Realität, als sich herausstellt, dass er auch ein Einheimischer, nicht aus dem Val Müstair, sondern aus Scuol ist. Dieser Gipfel liegt auf der Regionen Grenze, gehört somit zu beiden Regionen! Das gibt es doch nicht!? Dann höre ich wieder viel Schutt von oben in die Rinne hinabdonnern und sehe zwei weitere Halluzinationen, äh, Einheimische aus Scuol. Das gibt es doch nicht hoch zwei!? Nun hat sich das Steinschlagrätsel doch noch logisch gelöst. Es war nicht vom Wind, nicht von einem Tier, sondern von Menschen gemacht! Alle drei sind mit Kletterausrüstung gut bewaffnet, waren zum ersten Mal auf dem Gipfel und sind ebenfalls überrascht hier oben noch eine weitere Menschenseele zu sehen. Das Gelände lies einen langen Schwatz aber nicht zu, schon auch nur wegen dem Wind, so, dass ich wieder nach oben und sie weiter nach unten steigen mussten. Doch wie kann ich den Einheimischen auf dieser fussbreiten Spur in abschüssigem Gelände traversieren? Er hält sich am Felsen fest, gibt mir eine Hand und lässt mich sicher hinüberpassieren. Danke nochmals für deine dargebotene Hand! Eins steht fest, wir alle vier waren der Überzeugung, dass dieser E-Grat sehr anspruchsvoll und wegen dem Schutt und Geröll auch sehr mühsam ist. Am liebsten hätten wir wohl alle einfach einfach eine direkte südliche Rinne nach Süden genommen, wäre diese Region nicht im Nationalpark! Nach dieser schwierigen Passage stehe ich unterhalb von P3111 und sehe, dass sich das Gelände bis zum Piz Tavrü auf der westlichen Seite endlich einmal angenehmer wird. Zuerst auf dem Grat, später über Schutt traversiere ich schon fast als Spaziergang westlich vom Grat die SW-Flanke und steige ohne Schwierigkeiten zum Piz Tavrü mit Stock, aber ohne Gipfelbuch.
Der Wind bläst nun stärker wie noch bei der Fuorcla Val Nüglia. Es sieht nicht so aus, als kann ich, trotz grandioser Sicht, lange hier oben aushalten. Dennoch schaue ich mir kurz noch den W-Grat vom Piz Tavrü an. Von oben sehe ich, dass der Sattel zwischen P3137 und Piz Tavrü , wo die W-Rinne in der NE-Flanke endet, ohne Probleme erreicht werden kann. Doch wie diese Rinne zu meistern ist liegt weit weg in den Sternen. Ein grosses Fragezeichen wird wohl auch die Kletterei hoch zum W-Gipfel Piz Tavrü (P3137) sein. Denn ab dem Sattel wird der Grat senkrecht, wo man links, resp. südlich davon einen Durchschlupf finden muss. Das noch grössere letzte und dritte Fragezeichen ist, wie der Grat nach P3137 wohl aussieht…. Die Fuorcla Tavrü, in der Karte nur noch als P2855 eingezeichnet, liegt im Nationalpark und kann somit als Abstieg nicht gewählt werden. Einzig bei P3044 sieht aus der Val Tavrü eine passable Rinne nach E hinabfallen, die jedoch in keinem Tourenführer erwähnt ist.
Es sind zu viele Fragezeichen und der Wind fängt langsam an etwas zu nerven. Wäre heute nicht dieser Wind gewesen, wäre ich kurz zum Sattel westlich hinabgestiegen um es mir mal anzuschauen. Ich entscheide mich heute kein Risiko einzugehen und wähle für den Abstieg die mir bekannte E-Rinne der NE-Flanke. Letztes Jahr, siehe Eintrag von mir vom 10.08.24, war hier der Abstieg schnell und effizient. Heute soll es auch so sein, dachte ich zumindest…
Ich steige direkt vom Gipfel sehr steil auf hartem erdigen Boden nach Norden und erreiche über viel Kies den kleinen Sattel. Von hier steige ich zum Einstieg in die Rinne hinab. Komisch, dass diese Stelle nun zu steil für einen Abstieg ist? Damals war das nicht so. Ach ja, damals hatte die Rinne ja auch noch Schnee drinnen. Nun ist das Gelände deutlich steiler geworden. Im Schnee konnte ich mir damals gute Tritte einhauen, sogar ohne Steigeisen, was mit diesem harten Boden heute unmöglich ist. Es hat nebenan keine festen Steine oder Felsen, um diese Stelle hinab zu klettern. Der Boden ist sandig und betonhart. Ich kann diese Stelle nicht guten Gewissens in so steilem Gefälle passieren. Ich überlege hier nochmals zurück zum Gipfel zu kehren und als Abstieg die Aufstiegsroute zu wählen. Widerwillig packe ich doch noch meine Not-Reep-Schnur aus, finde nur einen einzigen Stein, der mir nicht wegrutscht, binde es dort herum, vergrabe es mit Steinen und steige so mal die ersten 5 Meter in die Rinne hinab, finde da zum Glück noch einen weiteren runderen, der im harten Boden schon einbetoniert ist, riskiere es mit der Eingrabe-Notall-Technik und steige so nochmals 5 Meter hinab. Naja, dies ist das Gegenteil von schnell und effizient. Doch nun ist die Wahl, wieder zurück zum Gipfel zu kehren, gänzlich gestrichen, denn hier hoch würde ich wohl nicht mehr einfach so kommen. Als würde das nicht genügen, kommt plötzlich Steinschlag von S nach N in diese enge Rinne herab. Zuerst nur Geröll, später auch mal etwas Grösseres hinterher. Nur 2 Meter neben mir donnert ein Gesässbreiter Steinbrocken hinab. Also keine Menschen, keine Tiere, das kann nur noch der Wind oder das Permafrost sein... Ich flüchte reflexartig in der Rinne am nördlichen Rand und kann hier wie im Kino zusehen, wie die Rinne als Rutschbahn dient. Nach einer gefühlten langen Minute wird es wieder ruhig und mir bleibt wohl oder übel nichts anderes übrig, als hier weiter hinab zu steigen, am liebsten im Turbo-Modus, was aber das Gelände leider nicht her gab. Ich steige weiter hinab zu einem grossen Stein, der die Rinne blockiert. Klettere diesen, dank der Seitenwand, gut hinab zur III-er Stelle in der zweiten Rinne, die sich in der oberen, resp. die zweite Rinne, sich mittig befindet. Diese Stelle mit den plattigen Felsen mit Sand bestückt ist, wie letztes Jahr auch schon, ein Graus. Ich finde da nicht gleich guten Halt, möchte mich hier wegen dem Steinschlag nicht lange aufhalten, packe rasch wieder die Reep-Schnur aus, finde nichts Stabiles um das Seil zu fixieren, vertraue einem winzigen Daumenstein mein Gewicht an, und komme so diese Stelle so rasch hinab. Nun endlich weniger Steil hinab über Schutt und Geröll zum Ende der zweiten, resp. zum Anfang der ersten oberen Rinne. Zuoberst fliesst in der Rinne etwas Wasser hinab. Es scheint hier eine Art Quelle im Felsen zu geben. Das Gestein wird deswegen sehr rutschig. Aus dem Turbo-Modus wird es wieder ein Langsam-Modus, was die Nerven etwas strapaziert. Da komme ich an einer zweiten Stelle an, die hinabgeklettert werden muss (III-). Diese hatte ich schon ganz vergessen gehabt… Danach steige ich etwas östlich ausholend in eine andere Rinne, die weiter unten wieder in die ersten Rinne mündet. Ab der Mitte hat es östlich am Rande doch noch Schnee unter dem Schutt (oben hätte ich den Schnee lieber gehabt), Erinnerungen am Piz dals Vadès, wo ich auf meinem Allerwertesten deswegen ausgerutscht bin, kommen hoch. Die Schürfung am rechten Knie, gleich neben der des Piz dal Cuatal von vorgestern, genügen mir für heute. Ich versuche auf feste Felsen weiter hinab zu steigen und komme unten endlich aus dieser Rinne wieder heraus. Zuoberst in feinstem Kies, später im Schutt und unten im Geröll rutsche ich beim Gravas Alba vergnügt hinab zu P2495 und steige mit müden Beinen zum Bach beim God da la Sprella (P2097), wechsle meine Schuhe, humple zurück zum Velo und flitze dank dem E-Motor genüsslich via S-charl zurück nach Tschierv.
Schade, dass ich die drei Einheimischen im Val Tavrü nicht mehr gesehen habe. Meldet euch, wenn ihr dies hier liest!
2.30 Std. Fuorcla Val Nüglia mit Start unterhalb der Alp Tavrü, sonst 1 Stunde mehr zu Fuss von S-charl.
5 Std. Piz Tavrü
7.30 Std. Unterhalb Alp Tavrü
Welche Route ist nun die besser?
Nun, da ich beide Routen begangen bin, stellt sich für den Bergaspirant die brennende Frage, welche nun die bessere Route ist um diesen Gipfel zu besteigen.
Hier muss das Risiko v.a. zeitlich abgewogen werden:
1. Wenn die E-Rinne in der NE-Flanke noch genug-, aber auch nicht zu viel, -Schnee (Lawinengefahr)drinnen hat, was vom Frühsommer bis Mitte August normalerweise der Fall ist, kann sie mit Steigeisen und Pickel ziemlich einfach begangen werden. Zudem ist hier die Weg Findung sehr einfach, so, dass man sich ganz mit dem Aufstieg beschäftigen kann. Doch ohne Schnee ist v.a. der Ausstieg der oberen Rinne zum Sattel vor dem Gipfel wegen der zu starken Steilheit in betonhartem Sand und der fehlenden Steine und Felsen für die Handgriffe eine sehr grosse Herausforderung. Zudem muss man den Steinschlag in Kauf nehmen, der in der unteren sowie auch in der oberen Rinne während des ganzen Aufstiegs ein Problem ist!
2. Der E-Grat scheint hier im Zweifelsfall die elegantere Lösung zu sein. Sie kann praktisch bis im späten Herbst, resp. bis zum ersten Schnee, problemlos begangen werden, was mehr Sicherheit gibt, wenn man die Schneeverhältnisse vor Ort nicht gerade kennt. Doch auch wenn man sie kennt, hat man leider aus dem Val Tavrü keine Einsicht zur zweiten oberen Rinne! Doch beim E-Grat ist dafür die Weg Findung viel kniffliger, v.a. der Einstieg. Möchte man gänzlich auf dem Grat bleiben, wird die Tour sehr anspruchsvoll und meiner Meinung überschreitet sie die III-er Kletterschwierigkeit und geht schon in Richtung S-. Umgeht man die Stellen leicht südlich in den Geröllrinnen, ist die Tour einfacher, man läuft aber Gefahr über die Nationalparkgrenze zu gelangen, was strengstens verboten ist. Doch auch mit den leichten südlichen Umgehungen, v.a. beim ersten Gratkopf, sind mind. zwei kurze III Stellen zu bewältigen. Zudem hat es ein paar stark abschüssige Passagen, die konzentriert begangen werden müssen.
Falls jemand mal den W-Grat vom Piz Tavrü macht, wäre ich hier um Informationen sehr dankbar!
Heute waren somit insgesamt vier Einheimische auf dem Piz Tavrü. Ein Zufall oder wird er doch noch viel begangen? Ich vermute stark, dass ersteres zutrifft.
Letzte Änderung: 22.09.2025, 21:24Aufrufe: 1199 mal angezeigt
Aktuelle Verhältnisse in der Umgebung
Piz Tavrü (3168m)
E-Grat Piz Tavrü mit Abstieg in die E-Rinne der NE-Flanke
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